Claudia Schanza, Chefredakteurin von „Forschen und Entdecken“, war so freundlich, mich einzuladen eine Bilanz von Michael Häupls Wissenschaftspolitik zu ziehen. Dieser Aufgabe bin ich gerne nachgekommen. Warum, erschließt sich aus dem Text, der in der Ausgabe 02/2018 erschienen ist. Hier ist die Langfassung dokumentiert. Die Links unter den Namen meiner GesprächspartnerInnen führen zu deren ungekürzten Stellungnahmen.
Ein enger Freund der Forschung
Wien ist wieder Wissensmetropole. Das ist maßgeblich Michael Häupl zu verdanken. Der studierte Biologe agierte bei diesem Prozess mit den Eigenschaften eines Grundlagenforschers: wissbegierig, risikofreudig und der Zukunft zugewandt
Eine Bilanz von Oliver Lehmann
Dass die Zeit relativ ist und dementsprechend unterschiedlich wahrgenommen wird, hat Albert Einstein mit seinem Zwillingsparadoxon erläutert. Eine wissenschaftlich nicht ganz so exakte, aber doch leichter begreifbare Beschreibung der Relativität von Zeit, ergibt sich, wenn man Politik und Wissenschaft miteinander vergleicht: In der Politik gilt eine Legislaturperiode von fünf Jahren als Ewigkeit. In der Wissenschaft ist der gleiche Zeitraum kaum der Rede wert, weil die wirklich wichtigen Erkenntnisse langsam und mit Akribie erdacht werden. Dementsprechend halten PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen üblicherweise Abstand von einander. Wien ist anders.
Der akademische Werdegang von Dr. Michael Häupl als Zoologe mit dem Fachgebiet Herpetologie darf in keinem Porträt fehlen. Das von ihm mitverfasste, inzwischen aber vergriffene Standardwerk „Lurche und Kriechtiere Niederösterreichs“ (Facultas Verlag, 1983) wird noch immer im Online-Antiquariat ZVAB gehandelt, im April 2018 um 23 Euro. Der Titel mag jede Menge Stoff für anekdotische Analogien zum Politikalltag liefern. Aber eine prinzipielle Analyse ergibt, dass Häupls Befassung mit der Wissenschaft in seiner Amtszeit als Bürgermeister mehr als eine persönliche Neigung war, sondern einer grundsätzlichen Strategie folgte, nämlich Wien (wieder) zu einer der führenden Wissensmetropolen Europas zu machen.
Uni zieht von Budapest nach Wien
Eine APA-Meldung vom 9. April 2018: Die Stadt Wien kommt mit der Central European University (CEU) überein, dass diese in Ungarn arg bedrängte Vorzeigeeinrichtung für exzellente Geistes- und Sozialwissenschaften ihren Lehrbetrieb in Wien aufnehmen wird. Es mag ein zeitlicher Zufall sein, dass diese Entscheidung noch in die Amtszeit Häupls fällt. Inhaltlich dokumentiert die Ansiedlung der CEU Häupls forschungspolitische Intentionen seit seinem Amtsantritt als Bürgermeister 1994. Sein Credo formulierte er 2016 im Gespräch mit dem Autor so: „Heute hat die Politik die Aufgabe, Strukturen und Dialogräume zu schaffen, durchaus auch konfrontative Diskurse zu unterstützen, die innerhalb der Wissenschaft, der Kultur, der Kunst, der Literatur, der Musik stattfinden.“ Der Quantenphysiker und Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Anton Zeilinger, fasst diese Haltung zusammen: „Michael Häupl ist ein großer Förderer und enger Freund der Forschung.“
Nie ein Freund formaler Abgrenzungen hat Häupl die verfassungsrechtliche Zuweisung von Wissenschafts- und Forschungsagenden an den Bund stets flexibel interpretiert. 1998 zum Beispiel übergab die Stadt Wien der Universität Wien das Gelände des alten AKHs. Anstatt das Gelände von 9,6 Hektar (nur unwesentlich kleiner als die Josefstadt) profitabel zu verwerten, entschied sich die Stadt das Viertel als Campus an die Studierenden und Lehrenden der ältesten Universität im deutschen Sprachraum (gegründet 1365) zu übergeben.
Die Medizinuniversität ordiniert im benachbarten neuen AKH, das im Jahr von Häupls Amtsantritt in Betrieb genommen wurde und heute gemeinsam von Stadt Wien und Bund finanziert wird. Im Jahr 2015 wurden von 8.800 MitarbeiterInnen von der Primaria bis zur Reinigungskraft im größten Krankenhaus Europas 1,1 Millionen Ambulanzfälle versorgt und 54.000 Eingriffe in 48 Operationssälen durchgeführt.
Wissenschaft blüht auf
Mit welcher Dynamik der Wandel zur Wissensmetropole vollzogen wurde, illustriert die Statistik: Gab es im Wintersemester 1994/95 knapp 130.000 Studierende, waren es 2016/17 rund 196.000 Wissbegierige, die Hörsäle und Labore der 20 Hochschulen (10 Universitäten, 5 FHs und 5 Privatuniversitäten) frequentierten. Damit studiert in der Altersgruppe zwischen 19 und 26 Jahren jeder zweite Mensch, was knapp 10 Prozent der Stadtbevölkerung entspricht – und Wien zur größten Universitätsstadt im deutschsprachigen Raum macht. Obwohl Wissenschaft und Forschung zum Kompetenzbereich des Bundes gehören, investiert Wien jährlich rund 100 Mio. Euro in diesen Sektor.
Eigenlob stinkt. In der Wissenschaft ist es üblich, Leistungen im peer-review-Verfahren von erfahrenen, oft in einem anderen Land tätigen ExpertInnen bewerten zu lassen. Der Neurologe und Nobelpreisträger Eric Kandel – 1929 in Wien geboren und 1938 von den Nazis vertrieben – zog 2016 eine Bilanz der letzten Jahrzehnte: „Von besonderer Freude für mich ist dabei die Tatsache, zu sehen, welche Blüte die Wissenschaft in Wien erlebt. Mir bleibt nur ein einziges Wort um diese Entwicklung zu beschrieben: großartig!“
Bewusst hat Häupl dabei an die große geistige Tradition Wiens vor 1934 angeknüpft. Auf den Tafeln vor dem Stadtsenatssitzungssaal im Rathaus fallen die Namen von Intellektuellen wie Kandel auf, die in Häupls Amtszeit mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet wurden. (Nebenbei: Häupl folgt dabei durchaus seiner eigenen Wissbegierde. Bei der Jubiläumsausstellung zum legendären „Wiener Kreis“ 2015 an der Universität Wien führte nach vollzogener Eröffnung sein erster Weg zum Büchertisch, um sich mit Lektüre einzudecken.) Es lässt sich sagen: Was sein Vorgänger Helmut Zilk für die Aussöhnung mit der durch den Nationalsozialismus gedemütigten, vertriebenen, zerstörten Kultur getan hat, hat Michael Häupl für die Wissenschaft geleistet.
Forschung schafft Arbeitsplätze
Die Dynamik der Wissensmetropole treibt auch den Wandel auf dem Arbeitsmarkt und in der Industrie voran: Verzeichnete die Statistik 1998 noch 242 Betriebe mit knapp 25.000 Beschäftigten, die Forschung und Entwicklung (F&E) betrieben, sind es 2015 861 Unternehmen mit 45.000 MitarbeiterInnen. Jüngster Beleg für die Anziehungskraft Wiens für wissensbasierte Großunternehmen ist die neue Produktionsstätte des Pharma-Unternehmens Boehringer Ingelheim in Wien-Meidling mit 500 Arbeitsplätzen. Dessen Chef, Philipp von Lattorf, lobt das Projekt als „Paradebeispiel für die erfolgreiche Kooperation zwischen öffentlichen, privaten und wissenschaftlichen Akteuren.“
Parallel zu den Zahlen der Fachkräfte stiegen die sogenannten F&E-Ausgaben zwischen 1998 und 2015 von 1,6 Mrd. Euro auf 3,5 Mrd., was einer Zunahme der F&E-Quote von 3,2 % der gesamten Wirtschaftsleistung in Wien auf 3,6 % entspricht. Die Tatsache, dass diese Quote für ganz Österreich 3,1 %, in der Steiermark aber 5,1 % beträgt, macht deutlich, wie positiv die Entwicklung in Wien verläuft, aber auch, wie groß das Wachstumspotenzial in der angewandten Forschung noch ist.
Den Zusammenhang zwischen Bildung und Forschung auf der einen Seite und Wirtschaftsentwicklung auf der anderen Seite haben inzwischen viele PolitikerInnen erkannt. Häupl gehört aber zu der kleinen Gruppe von EntscheidungsträgerInnen, die die besondere Bedeutung der Grundlagenforschung für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu würdigen wissen. 2016 erläuterte er dem Autor in einem Gespräch seine prinzipielle Haltung: „Wir Politiker sollten uns nicht anmaßen, die Leitlinien für wissenschaftliche Forschung vorzugeben. (Es) braucht Mut zum Risiko. Gerade in der Grundlagenforschung gehört ‚Trial and Error’ (Versuch und Irrtum) einfach dazu.“
Mut zum Risiko
Die Bedeutung einer solchen Einstellung wird deutlich, wenn sie von ExpertInnen wie Helga Nowotny, langjährige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC), eingeordnet wird: „Michael Häupl hat es über Jahrzehnte hinweg verstanden, die richtigen Rahmenbedingungen (…) zu schaffen und auf europäischem Qualitätsniveau zu halten, die Wien als Wissenschaftsstadt heute prägen: Offenheit für Talente, egal woher sie kommen und die Möglichkeit den wissenschaftlichen genius loci im globalen Wettbewerb zum Erfolg anzuspornen.“
Die kontinuierliche Unterstützung von Einrichtungen wie dem Vienna BioCenter, dem Institute of Science and Technology (IST) Austria oder dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen ist ebenso Ausdruck dieses Muts zum Risiko. Zum einen weil die diesen Einrichtungen gemeinsame Orientierung an bedingungsloser Exzellenz in Häupls sozialdemokratischer Heimat immer wieder argumentiert werden muss. Zum anderen weil die an diesen Instituten betriebene Grundlagenforschung dem Wesen nach ergebnisoffen ist. Der Ausgang der Experimente ist also ungewiss, hat aber dafür das Zeug, das Wissen, die Wirtschaft und damit unser Leben zu revolutionieren.
Rund um das 1988 gegründete Institut für molekulare Pathologie (IMP) im Jahr 1988 wuchs im dritten Wiener Gemeindebezirk mit dem Vienna BioCenter (VBC) ein heute international sichtbares Zentrum der Lebenswissenschaften, in dem 1.700 Fachleute und 1.300 Studierende aus 70 Ländern Wissenschaft auf Weltniveau betreiben. Das VBC umfasst heute neben seinen vier Forschungsinstituten eine Fachhochschule und 17 biotechnologische Firmen.
Am IST Austria in Klosterneuburg ergründen seit 2009 inzwischen 50 Forschungsgruppen die Grundlagen von Biologie, Neurologie, Computerwissenschaften, Mathematik, Physik und Chemie. Bis 2026 soll das Institut im Wienerwald auf 90 bis 100 Gruppen mit insgesamt 1200 MitarbeiterInnen anwachsen. Parallel dazu wird ein Technologiepark entwickelt. Schon jetzt ist das IST Austria gemessen an seiner Größe das erfolgreichste Institut, das vom ERC gefördert wird – mit einer höheren Erfolgsquote als Oxford und Cambridge, die ETH Zürich oder das Weizmann Institute in Israel.
Die einstigen Querelen um die Ansiedelung des IST Austria illustrieren übrigens ein weiteres Prinzip der Grundlagenforschung, jenes der unbeabsichtigten Konsequenz mit unerwartet positiven Folgen. Häupl orientiert sich mit der ihm eigenen Gelassenheit an der Analyse des ehemaligen Universitätsbeauftragten der Stadt Wien, dem heutigen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Der klassifizierte das IST Austria „als Geschenk des Landes Niederösterreich an den Forschungsstandort Wien.“
Geordnete Finanzen
Die für die Grundlagenforschung typische Wissbegierde funktioniert allerdings nur, wenn es belastbaren Strukturen im Hintergrund gibt, die für die entsprechende Kontinuität sorgen. Mit dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) wurde 2001 jene Institution geschaffen, die Spitzenforschung in Wien fördert und die Bedeutung der Grundlagenforschung als Quelle der Entwicklung neuer Technologien in den Vordergrund rückt. Zwischen 2003 und 2017 konnten durch die Ausschreibungen des privat-gemeinnützigen WWTF 204 Forschungsprojekte mit Laufzeiten von bis zu fünf Jahren mit einer Gesamtsumme von 116 Mio. Euro gefördert sowie über 20 (Junior-)Professuren in Wien etabliert werden.
Die Finanzierung des WWTF wird durch eine private Bankenstiftung sichergestellt: Jährlich erhält der Fonds etwa 10 Mio. Euro von der Stiftung, dazu kommen Mittel der Stadt Wien für beauftragte Programme. Das Motiv fasste Häupl, der seit der Gründung auch als Präsident des WWTF fungiert und auch nach seinem Abschied aus dem Rathaus bleiben wird, so zusammen: „Wien als Metropole und europäische Region muss in wichtige Zukunftsbereiche investieren. Nur wenn wir uns in zunehmend mobilen und vernetzten Märkten als Wissensstandort positionieren und unsere Stärken ausbauen, werden wir unsere Wirtschaftskraft und Lebensqualität weiter steigern können.“
Forschung unters Volk bringen
Eine Herausforderung bei der Förderung von Wissenschaft ist ihre oft haarsträubende Unverständlichkeit. Das Raumschiff Enterprise kurvt nicht durch Galaxien, „die nie ein Mensch zuvor gesehen hat“, sondern durch die Gehirne von Wiener ForscherInnen. Wollen diese Geister tatsächlich „fremde Welten (und) unbekannte Lebensformen“ entdecken, müssen sie an die Grenzen des bisherigen Wissens gehen und diese überschreiten. Deswegen sind Vermittlungsformate von besonderer Bedeutung: Die 1987 initiierten Wiener Vorlesungen erproben in Häupls letztem Amtsjahr neben dem Festsaal im Rathaus neue Auditorien wie die Brunnenpassage in Ottakring.
Das Magazin Forschen und Entdecken wiederum geht auf eine Anregung von Häupl zurück: „Wir müssen die Menschen mitnehmen auf diese Reisen des Wissens. Wir knüpfen damit an die große Tradition der Volksbildung in Wien an – nur eben mit den Methoden des 21. Jahrhunderts.“ Die Verhaltensforscherin und Volksbildnerin Elisabeth Oberzaucher ergänzt: „Als Zoologe mit der Evolutionstheorie bestens vertraut, ist es kaum verwunderlich, dass Häupl sich immer für Vielfalt ausgesprochen hat, auch gegen großen Widerstand selbst aus den eigenen Reihen. Besonders in Zeiten der Veränderung ist Diversität die einzige wirksame Antwort auf die unvorhersehbaren Herausforderungen der Zukunft.“
Eine weitere von Häupl mitbegründete Tradition ist der Wiener Ball der Wissenschaften. 2015 zum ersten Mal in den Festsälen des Wiener Rathauses abgehalten, hat sich der Ball mit seinen 3000 Gästen zur weltweit wahrgenommenen Visitenkarten des Forschungsstandortes Wien entwickelt: Die Fachpublikationen Scienceund Nature entsenden zu diesem Fest des Wissens ebenso KorrespondentInnen wie die New York Times. Bisweilen etwas verblüfft, aber letztlich immer beeindruckt tragen die AutorInnen die Nachricht von Wien als Walzer tanzende Wissensmetropole in alle Welt. Häupl vermag ohnehin keinen Widerspruch zwischen Forschung und Feier zu erkennen. Den Ballgästen gab er zur Eröffnung regelmäßig mit auf den Weg: „Wer fest arbeitet, soll auch fest feiern“.
Dass die WissenschaftlerInnen in Wien genau das auch jenseits des Balls tun können, haben Sie maßgeblich Michael Häupl zu verdanken.
Oliver Lehmann schreibt über Forschung, arbeitet am IST Austria und organisiert den Wiener Ball der Wissenschaften. www.oliverlehmann.at
Anton Zeilinger
Quantenforscher und Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
„Michael Häupl ist ein großer Förderer und enger Freund der Forschung. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) fand bei ihm stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Wissenschaft. Dem promovierten Biologen war es als Bürgermeister von Beginn an nicht nur wichtig, die Stadt wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich voranzubringen. Wien sollte auch eine offene europäische Metropole des Wissens und der Wissenschaft werden.
Diese Vision hat Michael Häupl in seiner Amtszeit konsequent verfolgt. So haben die Gründung des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) oder des Jubiläumsfonds die Umsetzung vieler innovativer wissenschaftlicher Projekte in Wien möglich gemacht. Auch zukunftsträchtige Forschungsbereiche an der Akademie wurden von der Stadt Wien immer wieder entscheidend gefördert. Als Quantenphysiker sei es mir verziehen, dass ich hier natürlich an die Gründung des Wiener Instituts für Quantenoptik- und Quanteninformation denke. Ich möchte aber auch das große und außergewöhnlich erfolgreiche Engagement für die Life Sciences in Wien betonen. International anerkannte ÖAW-Institute wie CeMM, GMI oder IMBA sowie insgesamt der Campus Vienna Biocenter verdanken viel der Unterstützung durch die Stadt und dem persönlichen Einsatz Michael Häupls.
Knapp zweieinhalb Jahrzehnte nach seinem Amtsantritt steht für mich fest, dass Michael Häupls Initiativen für die Wissenschaft für unsere Stadt von großer Bedeutung sind.“
Foto: Sepp Dreissinger
Philipp von Lattorff
Managing Director Regional Center Vienna Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG
„Boehringer Ingelheim dankt der Stadt Wien und dem Bund, insbesondere jedoch Herrn Bürgermeister Dr. Michael Häupl, für die große persönliche Unterstützung im Vorfeld der Errichtung unserer neuen Produktionsanlage in Wien. Es gab hier ein eindeutiges Bekenntnis der Politik, dieses Projekt in die Stadt zu holen. Auch das Vienna Biocenter, das nach der Gründung unseres Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie in St. Marx entstanden ist, ist ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Kooperation zwischen öffentlichen, privaten und wissenschaftlichen Akteuren. Wien ist zudem eine Stadt mit hervorragender Lebensqualität. Auch das ist ein Verdienst des Wiener Bürgermeisters, der sich sehr für die Erreichung dieses Zieles eingesetzt hat. Für Boehringer Ingelheim spielt die Lebensqualität eine wichtige Rolle für die Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn bis 2021 werden wir 500 neue Positionen in der biopharmazeutischen Produktion besetzen.“
Helga Nowotny
Gründungsmitglied und Präsidentin des European Research Council (ERC), 2010-2013
„Wien ist nicht nur die Stadt der Lipizzaner, Mozartkugeln und rauschender Bälle, sondern sie ist auch Wissenschaftsstadt mit europäischer Ausstrahlung. Das wissenschaftliche Leben der Stadt, geprägt durch die hohe Anzahl der Studierenden an ihren Universitäten und der Arbeit an erstklassigen Forschungsinstitutionen, macht sie zu einem attraktiven Standort. In- und ausländische Unternehmen suchen hier die Nähe zur Forschung als Triebkraft für Innovation und rekrutieren gut ausgebildete junge Menschen als MitarbeiterInnen. Wien hätte diese Ausstrahlung kaum je erreicht, wäre nicht ein Mann 24 Jahre lang ihr Bürgermeister gewesen: Michael Häupl.
Als ausgebildeter Biologe selbst aus der Wissenschaft kommend, blieb er der Wissenschaft immer verbunden: durch dieselbe Neugier, die die Wissenschaft antreibt; durch das Wissen und die Fähigkeit komplexe Zusammenhänge schnell zu erfassen und durch die tief sitzende Überzeugung , dass Wissenschaft, Forschung und Innovation entscheidend dazu beitragen, das Leben der Menschen zu verbessern. So hat Michael Häupl über Jahrzehnte hinweg es verstanden, die richtigen Rahmenbedingungen – institutioneller und kulturell-atmosphärischer Art – zu schaffen und auf europäischem Qualitätsniveau zu halten, die Wien als Wissenschaftsstadt heute prägen: Offenheit für Talente, egal woher sie kommen und die Möglichkeit den wissenschaftlichen genius loci im globalen Wettbewerb zum Erfolg anzuspornen.“
Foto: Sabine Hauswirth
Elisabeth Oberzaucher
Verhaltensforscherin, Autorin von „Homo urbanus“ und „Science Buster“-Akteurin
„Von seiner Ausbildung her ist Dr. Michael Häupl ein seltenes Tier in der politischen Landschaft: Nur selten verirren sich Naturwissenschafter in die Politik. Analytisches Denken und die Wertschätzung von empirischen Erkenntnissen sind jedoch Eigenschaften, die für informiertes politisches Handeln die beste Grundlage darstellen. Als Zoologe mit der Evolutionstheorie bestens vertraut, ist es kaum verwunderlich, dass Häupl sich immer für Vielfalt ausgesprochen hat, auch gegen großen Widerstand selbst aus den eigenen Reihen. Besonders in Zeiten der Veränderung ist Diversität die einzige wirksame Antwort auf die unvorhersehbaren Herausforderungen der Zukunft. Wien ist ein wachsendes, buntes, sich ständig veränderndes Habitat für den Homo urbanus, das nicht zuletzt wegen Maßnahmen der Stadtverwaltung durch außerordentliche Lebensqualität gekennzeichnet ist. Ein hoher Standard, der auch in Zukunft nur durch kontinuierliche Evolution gehalten werden kann.“