Landschaften lesen: Die Natur als offenes Buch
Landschaften sind die großen Überbegriffe, mit denen sich die Geologie erfassen und kategorisieren lässt. Während Fauna und Flora im Rhythmus der Jahreszeiten variieren, lassen sich die Veränderungen der Landschaften nur in sehr viel größeren Zeiträumen erfassen. Der britische Geologe Robert Yahram widmet sich in seinem Buch der schier endlosen Vielfalt, die das Gestein unter dem Einfluss von Erosion und Tektonik hervorbringt. Lebendig geschrieben, gut fotografiert und mit außerordentlich nachvollziehbar gestalteten Grafiken ausgestattet ermöglicht der Band einen umfassenden Einstieg in die Thematik. Neben so spektakulären Naturphänomenen wie Felsbrücken, isolierten Zeugenbergen (etwa im Monument Valley), Säulenbasaltformationen (Giant‘s Causeway in Nordirland) oder Altarme in Flusslandschaften (Donau-Auen) widmet sich der Band auch Landschaften aus Menschenhand. Eine Empfehlung.
„Landschaft lesen“ von Robert Yarham, übersetzt von Peter Göbel, Haupt Verlag, 256 Seiten, Euro 25,60
Tatort Wald: Der Kampf gegen die Windmühlen der Monokultur
Ein Mann und sein Lebensthema: Seit mehr als 50 Jahren kämpft Georg Meister für naturnahe Mischwälder. Sehr zum Missfallen von Jägern und Politikern mit einschlägigen Interessen. Claus-Peter Lieckfeld hat die Geschichte dieses oft einsamen Kämpfers aufgezeichnet, der als Leiter des Gebirgsforstamts Bad Reichenhall wesentlich zur Entwicklung des Nationalparks Berchtesgarden beigetragen hat. Im Zentrum des Kampfes steht Meisters Überzeugung, dass gesunde, also nur gut durchmischte Wälder darüber entscheiden, ob nachfolgende Generationen mit den immer häufigeren Wetterextremereignissen wie Hochwassern, Lawinen oder Orkanen fertig werden. Bedroht sind diese Wälder inzwischen weniger durch Abgase aus Industrie und Verkehr, sondern durch eine gezielt herbeigeführte Überpopulation an den Haustieren der Jäger, den Rehen. Denn vor allem großer Wildbestand mindert die Wasserspeicherkraft der Wälder und verursacht durch Verbiss an jungen Bäumen ein Waldsterben von unten. Freunde werden sich Protagonist und Autor mit diesem Titel bei der Jägerschaft nicht machen. Dafür aber bei Waldbesuchern ohne Waffenschein.
„Tator Wald“ von Claus-Peter Lieckfeld, Westend, 272 Seiten, Euro 23,70
Wien im 19. Jahrhundert: Prachtvoller Atlas
Drei Jahrzehnte vor dem Bau der Ringstraße und der gewaltigen Expansion der Gründerzeit bieten die Stadtpläne des Grafen Vasquez einen Blick in ein mittelalterlich strukturiertes Wien mit imperialem Zentrum und ländlichen Vororten. Ausführlich kommentiert von Walter Öhlinger ermöglicht dieses bibliophile Großformat der verdienstvollen Edition Winkler-Hermaden eine bisweilen verblüffende Zeitreise ins Biedermeier.
„Die Pläne der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien“ von Carl Graf Vasquez, hrsg. von Walter Öhlinger, Edition Winkler-Hermaden, 54 Seiten, Subskriptionspreis bis 30. April: Euro 98,-
Genesung im Schneckentempo: Geschichte einer Freundschaft
Durch eine Krankheit zur Ruhe genötigt, entdeckt die Autorin Elisabeth Tova Bailey durch Zufall eine Schnecke in einem Blumentopf. Erst irritiert lässt sich die gelernte Biologin auf das vermeintlich unerhebliche Tier ein und erforscht die schier unglaublichen Fähigkeiten des Weichtiers. Liebesleben und Kommunikation beschreibt Bailey ebenso detailliert wie den funktionalen Körperbau. Das Ergebnis ist nicht bloß eine faszinierende Naturgeschichte, sondern auch ein Plädoyer für eine umfassende Entschleunigung.
„Das Geräusch der Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Tova Bailey, übersetzt von Kathrin Razum, Nagel & Kimche, 176 Seiten, Euro 17,40
Schlaue Tricks mit Physik: Experimente im Taschenformat
Bernhard Weingartner ist ein ausgewiesener Experte für die schlüssige Vermittlung von komplexen wissenschaftlichen Zusammenhängen. Die löbliche Perlen-Reihe hat nun Weingartners Tricks handlich zusammengefasst: Eine Ermutigung zum spaßigen Selbstversuch.
„Schlaue Tricks mit Physik“ von Bernhard Weingartner, Perlen-Reihe, 94 S., Euro 12,95