Das andere Tirol
Wie oft essen Südtiroler auswärts? Wie heißen sie, mit Vor- und Nachnamen? Wie lange sind die Verkehrswege (inklusive Seilbahnen)? Wo wird welcher Wein gekeltert? Wie nimmt die reichste Provinz Italiens ihr Geld ein? Und wofür gibt sie es aus? Statistiken können ihren ganz eigenen Reiz entwickeln, wenn man nur detailliert genug fragt. Besonders ansehnlich werden sie freilich, wenn man – wie der löbliche Folio-Verlag – ein Gestaltungsteam wie no.parking aus Vicenza mit der Visualisierung beauftragt. Da werden aus öden Zahlen spannende Zusammenhänge, aus tristen Tortendiagrammen verblüffende Erkenntnisse – noch dazu versehen mit gescheiten Texten, die das andere Tirol in all seinen Parallelen mit und den Unterschieden zum Landesteil nördlich des Brenners erklären. Ein Band, der auch österreichischen Bundesländern gut anstehen würde.
„Total alles über Südtirol“ von Hermann Gummerer/Franziska Hack, Folio Verlag, 128 Seiten, € 21,10
Linker Hand
Barack Obama ist einer. Ebenso wie seine vier unmittelbaren Vorgänger als US-Präsidenten. Nämlich Linkshänder. Wie viele es von ihnen gibt? Keine Ahnung. Die Statistik schweigt über die exakte Anzahl. Zehn Prozent schätzt die Wissenschaft. Eine Gruppe, die sich noch immer mehr oder minder subtilen Diskriminierungen ausgesetzt sieht – bis hin zu den Versuchen, Kinder die Linkshändigkeit auszutreiben – mit schlimmen Folgen, ist doch die Dominanz einer bestimmten Hand tief in unserem Gehirn verankert, ein Eingriff dementsprechend traumatisch. Wissenschaftsjournalist Sebastian Jutzi befasst sich umfassend mit dem Phänomen in Alltag, Kultur und Wissenschaft. Und er stellt die resche These auf, den Linkshändern gehöre die Zukunft. Verpackt sind dieser und andere Ansätze in einem hübsch gemachten Buch, das sehr gut in der Hand liegt. Übrigens egal, ob in der rechten oder in der linken.
„Nur für Linkshänder“ von Sebastian Jutzi, Scherz Verlag, 334 Seiten, € 15,50
Die Besprechungen der folgenden Titel werden im Lauf des Dezembers und Januars im Blog freigeschalten.
„Von zänkischen Göttern und tragischen Helden“ von Philip Matyszak, übersetzt von Jörg Fundling, Primus Verlag, 240 Seiten, € 20,50 (CD € 12,90) „Hellas sei Dank!“ von Karl-Wilhelm Weeber, Siedler Verlag, 398 Seiten, € 23,70
Sittengemälde der Donaumonarchie
„Oberst Redl. Der Spionagefall. Der Skandal. Die Fakten“, von Verena Moritz und Hannes Leidinger, Residenz Verlag, 332 Seiten, € 24,90
„Grrrimm“ von Karen Duve, Galiani Berlin, 152 Seiten, € 20,60
„Dirty Little Secret. Die Akte Aluminium“ von Bert Ehgartner. Ennsthaler, 294 Seiten, € 24,90
„Weihnachtsmann. Die wahre Geschichte“ von Thomas Hauschild, S. Fischer, 384 Seiten, € 20,60
„Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ von Richard Sennett. Hanser Berlin, 414 Seiten, € 25,60
„Jüdisches Wien“ von Joachim Riedl, CBV, 160 Seiten, € 35,-
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