Als Veranstalter des Wissenschaftsballs am 25. Jänner sind der durchführende Verein, mein Team und ich gerade nochmal davongekommen; Ende Jänner war noch keine Rede von massenhaften Absagen. Gedanken mache ich mir trotzdem, und zwar zur Wirkung von sozialer Isolation auf das Publikum und die vielen Künstler*innen, die so wesentlich zum Erfolg des Wissenschaftsballs beitragen. Ich hätte da ein paar Vorschläge:
Bildet digitale Banden
Die Bundesregierung empfiehlt die immunologisch gebotene Einschränkung sozialer Kontakte. Die Nebenwirkungen sollten sofort bekämpft werden.
Der Ratschlag des Bundeskanzlers ist medizinisch sinnvoll. Trotzdem liest er sich wie eine Anweisung aus einem Handbuch des Schreckens: „Den wichtigsten Beitrag kann aber jeder und jede Einzelne leisten, indem wir alle versuchen, soziale Kontakte in den nächsten Wochen möglichst einzuschränken.“[1] Vereinzelung und Vereinsamung werden die heftigsten gesellschaftlichen Nebenwirkungen der Bekämpfung des Corona-Virus sein.
Die Vereinsamung wird zunächst als individuelles Problem wahrgenommen. Mit heutigem Stand wird der überragende Teil der Bevölkerung nicht unmittelbar von dem Virus selbst und damit (bei mildem Verlauf) von der Quarantäne in den eigenen vier Wänden betroffen sein – aber vorhersehbarerweise von der eingeforderten Einschränkung der sozialen Kontakte.
Mehrere Studien aus jüngerer Zeit dokumentieren die verblüffend heftige Wirkung von Einsamkeit. Im Oktober 2019 stellten Psycholog*innen, Mediziner*innen und Alternsforscher*innen der University of California San Diego in einer Studie fest: „Einsamkeit kann in Zusammenhang gebracht werden mit schlechtem psychischen Zustand (wie z.B. Depression, Hoffnungslosigkeit, Drogenmißbrauch und kognitive Einschränkungen), physischem Zustand, (falsche Ernährung, Einschränkung motorischer Fähigkeiten, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Gebrechlichkeit) sowie einer erhöhten Sterblichkeitsrate.” [2] Ein besonders verblüffendes Ergebnis: Die Wahrnehmung der eigenen Existenz als einsam beschränkt sich nicht auf ein bestimmtes Alter, sondern wird in den späten 20ern, mittleren 50ern und späten 80ern stärker wahrgenommen.
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