Auch in den kläglichsten Phasen der jüngeren Kärntner Landesgeschichte gab es ein paar widerborstige Menschen, die um die multikulturellen Potenziale der Region wussten und sie entsprechend vermittelten. Gerhard Pilgrim ist so einer dieser Widerständler, unterstützt vom Drava Verlag in Klagenfurt/Celovec. Mit „Kärnten. Unten durch“ hat das Autorenteam rund um Pilgram 2001 einen, leider noch immer vergriffenen Klassiker vorgelegt, der eine andere Geschichte erzählt, als jene, die von der regierenden Dumm- und Bosheit gewünscht war. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Universum Magazin
13|04|12: Schriftbild
Biologisch mag die Evolution zu diesem Zeitpunkt vor vielleicht 20.000 Jahren ihr Werk bereits verrichtet haben, aber es lässt sich durchaus argumentieren, dass es erst die Schrift ist, die den Menschen zu jenem Geschöpf macht, das sich die Welt nach seinen Vorstellungen (unabhängig von den Konsequenzen) zu gestalten vermag. Mit der Schrift löst sich der Mensch nicht nur aus der Gleichförmigkeit der Zeit, sondern auch aus der Zeit selbst. Weiterlesen
13|04|10: Abschied vom Universum Magazin
Dieser Tage ist meine Funktion als Co-Herausgeber des Universum Magazins zu Ende gegangen. Damit endet nach 15 Jahren meine Tätigkeit für jene Zeitschrift, deren erste Ausgabe ich als Chefredakteur im Mai 1998 herausgebracht habe. Ich danke allen AutorInnen, FotografInnen, GrafikerInnen und KollegInnen, die mich dabei begleitet und so dieses Magazin ermöglicht haben. Einige weiße Flecken auf der Landkarte des Wissens und der Wahrnehmung konnten wir gemeinsam kolorieren, einige dunkle Stellen der Ignoranz ausbürsten. Es lohnt daran zu erinnern, dass ein Magazin nur so gut ist wie die kreativen Menschen, die dafür tätig werden. Ich beglückwünsche das lesende Publikum zu der Redaktion und allen MitarbeiterInnen des Verlags, die beharrlich hervorragende Arbeit leisten. Und ich freue mich darauf, mich anderen und neuen journalistischen Aufgaben zu widmen.
Mein letzter Text in der April-Ausgabe im Universum Magazin: Begegnungen auf Augenhöhe
13|04|08: Letzte Refugien
Expeditionen vor der Haustür galten seit der ersten Ausgabe als Markenzeichen des Universum Magazins. Mitte der 1990er Jahre waren Gegenden wie der Rothwald zwischen Ötscher und Hochkar oder das Thayatal bei Hardegg einer größeren Öffentlichkeit noch unbekannt. Dass immer mehr Menschen inzwischen der Wert dieser Refugien bewusst ist (und die Politik dieser Erkenntnis etwa in Form von Nationalparkgründungen folgt), haben wir Autoren wie Matthias Schickhofer zu verdanken. Weiterlesen
13|04|05: Begegnungen auf Augenhöhe
Universum Magazin, April 2013
Der Wiener Fotograf Lukas Beck dokumentiert mit seinem ersten Universum-Film das Verhältnis zwischen Tieren und Pflegern in Schönbrunn. Das Ergebnis erzählt von Respekt und Vertrauen – und präsentiert bemerkenswerte Porträts von Menschen und Tieren.
Schmal, sehnig, den Kopf in den Nacken gelegt: Eine kaum bezähmbare Urgewalt, die einen allerletzten Moment lang innehält, um Kraft zu sammeln für die finale Attacke. Wie jede brauchbare Ikone verdichtet das Bild von Willi Resetarits alias Ostbahn-Kurti nicht nur die Stimmung an diesem 29. Juni 1991 auf dem „Ostbahn 11“-Platz in Wien-Simmering; das Bild macht mehr: Es zieht den Betrachter in das Geschehen, lässt ihn teil werden mit dem Ganzen der 13.000 Fans, reizt nicht nur den optischen Sinn. In den Ohren wummert der Bass, in die Nase steigen Geruchsfetzen von Langos, Bier und sehr viel Schweiß, die Stimme wird heiser vom Kollektiv-Choral des „57er Chevie“. Weiterlesen
13|03|30: Expedtion in den Großstadtdschungel
Natürlich war die Natur nie wirklich aus dem Stadtbild verschwunden – und damit sind jetzt nicht diverse Grünanlagen als ausgeschilderte Restreservate gemeint. Alle möglichen und ein paar unmögliche Spezies haben sich schon immer in Thermodämmungen und unter Dachsimsen, in Kellergeschossen und in Dachböden eingenistet und in ihrer ganz speziellen ökologischen Nische eingerichtet. Weiterlesen
13|03|26: Abzweigung ins Abseits
Die Verlockung kennt jeder: Einmal Aussteigen und sei es nur auf Zeit. Iris Hammelmann hat den Schritt 2011 gewagt und ist mit einem äußerst lesenswerten und hübschen Buch zurückgekommen. Statt auf die vordergründige Auflistung von mehr oder weniger prominenten beziehungsweise freiwilligen Aussteigern zu setzen hat sie die Exponenten in fünf Kapitel klug gegliedert. Weiterlesen
13|03|22: Nackte Maulbeeren
Der Untertitel stellt klar, dass es sich bei dem Buch nicht um ein Nachschlagewerk des botanischen Halbwissens geht. Im Gegenteil, höchst profund vermittelt Autorin Ute Woltron “Selbstgemachte Köstlichkeiten aus Natur & Garten”, quasi die Fortsetzung zu ihrem Überraschungserfolg aus dem Jahr 2011 “99 Genüsse, die man nicht kaufen kann.” Weiterlesen
13|03|18: Der Sommer des Jahrhunderts
Das Konzept mutet bekannt an: Philipp Blom hat 2009 mit „Der taumelnde Kontinent“ ein ähnliches Pasticcio vorgelegt, das wie alle derartige Geschichtsklitterungen auf einem möglichst enzyklopädischen Wissen des Autors und dessen Gelassenheit bei der Auswahl der vermeintlich entscheidenden Ereignisse basiert. Weiterlesen
13|03|14: Der kultivierte Affe
Nur wenige Begegnungen vermögen so grundsätzliche Verstörungen beim Menschen auszulösen wie ein Besuch im Affenhaus. Die offensichtliche Diskrepanz zum Menschenaffen, der aus einem Jutesack einen Schlafplatz drapiert, wird überlagert von der unabweisbaren Ähnlichkeit in Ausdruck, Blick und Wahrnehmung. Weiterlesen