Das klingt natürlich verflucht nach einer Autobiographie einer berufsbedingt selbstverliebten Schauspielerin, in diesem Fall Senta Berger. Aber Berger gehört zu jenen Darstellerinnen, die selbst in den allerfragwürdigsten Produktionen ihre Basisqualitäten zu Tage treten lassen können. Und so ist das auch mit diesem Buch: Das Herschnurren der Besetzungslisten in Film und Theater im letzten Drittel ist für jene, die die Bunte von hinten lesen; die Decouvrierung von österreichischen Legenden wie Heinz Conrads als Geilspecht (“Spätestens am Tullnerberg versuchte er, mein Knie zu streicheln und meinen Rock hochzuschieben”) ist da schon besser. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Rezensionen | reviews
11|07|13: Baby’s in Black
This is the story of Astrid Kirchherr and Stuart Sutcliffe. Just in case: Kirchherr was the Hamburg photographer who styled the Beatles in their very early years. And Sutcliffe was the initial bass player in the band. But the “German Girl Meets English Boy” story went tragically wrong as Sutcliffe died of an undetected aneurysm after he had left the band and took up his studies at the Hamburg art academy. The format of the graphic novel seems to be ideal for this story, appropriately told in English and German . Arne Bellstorf (nice blog, btw) recounts it in quiet, monochrome pictures, not only depicting a young and befittingly impudent band on beer and pills but also drawing a subdued, yet poignant portrait of Hamburg in the early 1960s. (Reprodukt Verlag, 2010)
11|07|11: The Summer without Men
There are numerous reasons for reading this book by Siri Hustvedt (apart from her dedication “To Oliver. Happy Birthday” which M. acquired when Siri Husvedt gave this year’s Freud Lecture in Vienna). But this excerpt should be convincing enough: “There is a brewing, oh yes, there is some whitches’ stew brewing. I know because I lived it. But before I get to that, I want to tell you, Gentle Person out there, that if you are here with me now, on the page, I mean, if you have come to this paragraph, if you have not given up and sent me, Mia, flying across the room or even if you have, but you got to wondering whether something might not happen soon and picked me up again and are reading still, then I want to reach out for you and take your face in both my hands and cover you with kisses, kisses on your cheeks and chin and all over your forehead and on the bridge of your (variously shaped) nose, because I am yours, all yours. I just wanted you to know.” (Picador, 2011)
11|06: Vier Fische
Paul Greenberg erzählt, wie das Meer auf unseren Teller kommt
Mahlzeit: Rund acht Kilogramm Fisch isst jeder Österreicher durchschnittlich im Jahr – weniger als im EU-Durchschnitt, aber mit stetig steigender Tendenz. Weltweit werden jährlich 110 Millionen Tonnen Fisch verzehrt. Autor und Angler Paul Greenberg erzählt die Geschichte jener vier Fischarten, die mittlerweile global die Speisekarten beherrschen: Lachs, Barsch, Kabeljau und Tunfisch. Er besucht norwegische Großfarmen, die jährlich 500.000 Tonnen Lachs produzieren — mit Hilfe genetischer Techniken, die ursprünglich bei der Schafzucht zum Einsatz kamen. In Alaska besichtigt er die einzige Fair-Trade-Fischerei der Welt. Er erklärt, warum die Meerestiere zunehmend mit Quecksilber und anderen Schadstoffen belastet sind, und schildert, wie der Mittelmeerbarsch zu einer global nachgefragten Ware werden konnte. Weiterlesen
11|06|06: Eric Hobsbawm “Interesting Times“
I had known his name but never bothered to read any of Hobsbawm’s works apart from the odd article. Working on an essay on the “Invention of Tradition” offered a first serious point of contact. Any biography covering the life of a person born 1917 in Alexandria with a childhood in post-war Vienna, adolescence in pre-Nazi Berlin and studies in Cambridge in the 1930s plus membership in the Communist Party would make for a fine reading. But Hobsbawm’s autobiography published in 2002 is far more than an excellently written chronicle of “Interesting Times”; Weiterlesen
11|06|02: Der Ana-Chronist
Ernst Molden hat vor ein paar Tagen im Rabenhof seine neue CD “es lem” vorgestellt; und seine übernächste (“weidafoan”) gleich dazu, doch davon später mehr. Der Reihe nach: “es lem”also zeichnet sich erstmal durch das bislang schönste Cover seiner bisherigen CDs aus, das Mauthner-Wasser (nehme ich einmal an) schmückt den erfahrenen Terrianer Molden ganz ausgezeichnet. Weiterlesen
11|05|21: “Desdemona”
This could have been nice had Toni Morrison rejected the idea to have this text used on stage by Peter Sellars. Nice music, though, but not interesting enough to keep me awake.
11|05: Chatwins Guru und Ich
Was für eine umfassend vergebene Chance: Patrick Leigh Fermor, geboren 1915 (!), gilt als Obi-Wan-Kenobi der englischen Reiseliteratur (wie etwa einst für Bruce Chatwin). Michael Obert erfährt in einer Sinnkrise davon, dass Fermor noch immer in Griechenland lebt. Sein Weg dahin ist von derart vielen Schlampereien, Ärgernissen und Zeugnissen von Selbstverliebtheit gesäumt, dass man am Ende wünscht, dem alten Mann bliebe die Begegnung mit dem Autor erspart.
„Chatwins Guru und ich“ von M. Obert, Malik Verlag, 286 Seiten, Euro 20,60
Weiter zu allen Sachbuchrezensionen im Universum Magazin, Mai 2011
11|05|09: Wandzeitung “Der Lehmann”
Nein, keine Verwandtschaft. “Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger” war von 1859 bis 1942 das Wiener Adressbuch. Dank der Intiative der WienBibliothek im Rathaus ist dieser Schatz der Wiener Sozialgeschichte unlängst digital zugänglich gemacht und damit gehoben worden. Steinbrener und Dempf präsentieren seit heute Auszüge aus den Jahren 1938 bis 1942 ihr Atelier in der Glockengasse betreffend in den Schaufenstern ihres Geschäftslokals. So gehört’s gemacht.
Wandzeitung “Lehmanns Adressbücher” im Atelier Steinbrener/Dempf
11|05|08: Der König Kandaules
Ein wahrscheinlich zu Recht eher vernachlässigter Mythen-Stoff ist das: König Kandaules führt Königin Nyssia dem besten Jugendfreund Gyges zu, der von der im Nachhinein erzürnten Königin zum Mord am König gezwungen wird. Aus der Ferne erinnert die Geschichte von der durch männliche Renommiersucht verletzten weibliche Tugendhaftigkeit und Scham an “The Rape of Lucretia“, gesehen im März im Theater an der Wien mit Angelika Kirchschlager. Von Zemlinski irgendwo zwischen Zwölfton und Hollywood (hier ein Beispiel von der Uraufführung in Hamburg 1996) angesiedelt, ist das eine bemerkenswert starke Oper, überzeugend gespielt, brauchbar inszeniert.
“Der König Kandaules” von Alexander von Zemlinsky in der Volksoper