Archiv der Kategorie: Rezensionen | reviews

12|07|25: Eine Frage der Haltung

Genau so ist es, wie im Klappentext beschrieben: „In der Stadt gibt es kein einfacheres, schnelleres, kostengünstigeres, gesünderes und umweltfreundlicheres Transportmittel als das Fahrrad.“ Allen störrischen Autofahrern und Verkehrsplanern zum Trotz setzt sich diese Erkenntnis selbst in so cyclophoben Metropolen wie Wien langsam aber sicher durch. Bettina Hartz erzählt in ihrem hübsch gemachten Band, was für ein großes wie effektives Vergnügen das Radeln ist – und das selbstverständlich auch  bei Wind und Wetter. Doch die Autorin lässt es dabei nicht bewenden: Weiterlesen

12|06|17: Von SOS zur SMS

Eigentlich ganz einfach: Ein kurzes und ein langes Signal – maximal in Vierer-Gruppen angeordnet – reichen aus, um das Alphabet binär darzustellen. Der Erfinder dieses Systems war auch dessen Namenspate: Samuel Finley Morse begründete Anfang des 19. Jahrhunderts die moderne Kommunikation. Und wenn wir heute ein schnelles SMS schicken, um eine Verspätung anzukündigen, dann beruht die Nachricht auf der selben Technik wie das verzweifelte SOS eines untergehenden Dampfers auf dem Atlantik. Weiterlesen

12|05|23: Daniel Spoerri im NHM

Als ob die beiden füreinander geschaffen wären: Daniel Spoerri und das Naturhistorische Museum. Der circa 200 Jahre alte Mann durchstöberte in den letzten Monaten das nicht unwesentlich jüngere Haus am Ring und förderte in dessen Gewölben ganz famose Schätze zu Tage. Erzeugt die Willkürlichkeit der Sammlungsansammlungen in den Depots schon an sich ein Panoptikum der Absonderlichkeiten und Verblüffungen, macht Spoerri eigentlich nichts anderes als die Trouvaillen mit großer Lust am Spiel in neue Kontexte zu stellen. Weiterlesen

12|05|21: Tucholsky

Der grandiose Essayist Kurt Tucholsky ist als messerscharfer Analytiker der Weimarer Republik berühmt geworden. Was allerdings darüber in den Hintergrund rückt, ist seine ganz zauberhafte Fähigkeit zur Naturwahrnehmung und -beschreibung, nachzulesen etwa in seinen zu Herzen gehenden Romanen (und Romanzen) „Rheinsberg“ und „Schloß Gripsholm“. Rolf Hosfeld ist es zu danken, dass er mit seiner Biographie eben auch diesen Aspekte zu würdigen weiß. Nicht nur kaufen, sondern auch lesen.

„Tucholsky. Ein deutsches Leben“ von Rolf Hosfeld, Siedler, 320 S., Euro 22,70

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12|04|09: Tatort Wald

Ein Mann und sein Lebensthema: Seit mehr als 50 Jahren kämpft Georg Meister für naturnahe Mischwälder. Sehr zum Missfallen von Jägern und Politikern mit einschlägigen Interessen. Claus-Peter Lieckfeld hat die Geschichte dieses oft einsamen Kämpfers aufgezeichnet, der als Leiter des Gebirgsforstamts Bad Reichenhall wesentlich zur Entwicklung des Nationalparks Berchtesgarden beigetragen hat.

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12|03|11: Das Schicksal der weißen Pferde

Es muß wohl ein Nicht-Österreicher sein, der sich der legendären Lipizzaner jenseits vom Klischee annimmt. Hierzulande entweder pathetisch verklärt oder als touristisches Markenzeichen verkannt, repräsentieren die legendären Rößer auf faszinierende Weise das Verhältnis  zwischen Mensch und (Zucht-)Tier.  Der Niederländer Frank Westermann hat mit seinem neuen Buch eine wirklich überzeugende Geschichte geschrieben – im doppelten Sinn. Denn das Schicksal der weißen Pferde verlangt geradzu nach einer literarischen Annäherung. Gleichzeitig läßt sich anhand der Tiere und ihrer Haltung die Historie Mitteleuropas des letzten halben Jahrtausends erzählen. Westermann fokussiert sich völlig zu Recht auf das 20. Jahrhundert und fördert so jede Menge verschütteter Fakten und Zusammenhänge zu Tage. Im Zentrum des Textes steht die Auseinandersetzung mit dem Streben des Menschen nach Reinheit und Perfektion – mit allen grauenhaften Konsequenzen, wie die letzten 100 Jahre belegen.  Ordentlich ausgestattet mit Karten und genealogischer Stammtafel überzeugt das Buch in jeder Beziehung.

„Das Schicksal der weißen Pferde“ von F. Westermann, übersetzt von G. Busse und G. Seferens, C.H.Beck, 287 S., Euro 20,50

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12|02|17: Nanokosmos

Auf der Nanoebene hat die Welt ein anderes, ein bizarres Gesicht. Das Problem ist, dass wir es nicht sehen geschweige denn einfach verstehen können. Dieses außergewöhnliche Buch führt beispielhaft ein in die grundlegenden Gebiete der Nanowissenschaft wie Biologie, Physik, Chemie und Medizin. George M. Whitesides gibt einen Überblick über die jüngsten wissenschaftlichen Fortschritte, die die Mikrotechnologie beschert hat;  etwa einen IT-Prozessor, dessen Verbindungsdrähte nur noch eine Breite von 1000 Atomen haben. Er beschreibt neue Methoden zur Erforschung von Nanostrukturen, skizziert ihre technologische Anwendung und befasst sich dabei auch mit dem Nutzen wie den Risiken der Nano- und Mikrotechnologie. Die Abbildungen von Felice C. Frankel repräsentieren das Zusammenspiel neuer wissenschaftlicher Instrumente wie extrem leistungsfähige Rastersonden- und  Elektronenmikroskope, die die fast unendlich kleinen Dinge untersuchen können.

„Der Nanokosmos“, übersetzt von Michael Haupt, Primus, 176 Seiten, Euro 30,80

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