Archiv der Kategorie: Rezensionen | reviews

12|12|19: Der Fall Redl

Der Name ist noch heute Synonym für Dekadenz und Verrat. Oberst Alfred Redl verkaufte Geheimnisse der k.u.k. Armee an die Meistbietenden in Russland, Frankreich und Italien. Nicht aus politischer Opposition gegenüber der Donaumonarchie, sondern um sich einen lasterhaften Lebenswandel zu finanzieren. Die Historiker Verena Moritz und Hannes Leidinger begeben sich auf Redls Spuren, der sich durch seinen (von der Armee erzwungenen) Freitod der Gerichtsverhandlung entzog. Weiterlesen

12|12|15: Geberland Griechenland

Was ist in diesem Jahr nicht alles über den Balkan-Appendix mit dem entsprechenden Archipel geschrieben worden. Immerhin, die Krise reizt Autoren und Verlage zu einer detaillierteren Befassung mit Kultur und Geschichte. Der britische Historiker Philip Matyszak erzählt „Von zänkischen Göttern und tragischen Helden“. Sein Verdienst ist es, Ordnung in das Chaos des Pantheon und der Sagenwelt zu bringen. Weiterlesen

12|11|17: Alternative zur Sauce Tata

Ja, es gibt sie noch die gebackenen Champignons mit Sauce Tata (sic!), serviert mit Schweineschmalz-triefender Herablassung. Da schmückt sich das Land als Feinkostenladen Europas und dabei ist die Gastronomie (Ausnahmen wie die Familie Wrenkh bestätigen die Regel) noch immer weder willens noch im Stande eine  Kollektion an vegetarischen Klassikern zu kreieren, die die zweifellos vorhandene Qualität hiesiger Feldfrüchte zur Geltung kommen lassen.

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12|11|15: Wissenschaft für fast alle

Dass die Science Busters mehr als Maturaball-tauglichen Schabernack betreiben, haben sie mit ihren bisherigen Programmen bewiesen, die inzwischen auch der Aufhübschung des mediokren Angebots an populären Wissenschaftssendungen im öffentlichen Rundfunk dienen. Nun schickt sich die laut Eigendefinition „schärfste Science Boygroup der Milchstraße“ an, mehrheitsfähig zu werden.

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12|11|10: Alltagsfallen und -fälle

Es fällt schwer dieses Buch zu lesen. Und das spricht für das Buch. Heidi Kastner – dem Publikum als Gutachterin im Fall Fritzl bekannt geworden – hat in ihrem neuen Band Fallstudien zusammengetragen, die bei aller Unterschiedlichkeit eines gemeinsam haben: ein schreckliches Ende. Das Grauen, so erinnert uns Kastner, ist nur selten bis zur Kenntlichkeit entstellt, sondern verbirgt sich im Alltag eines lieblos behandelten Halbwüchsigen, einer permanent herabgewürdigten Frau, eines der Sprache der Gefühle unmächtigen Mannes.
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12|10|10: London – Die Stadt an sich

Es ist das Comeback des Sommers. Wieder mal hat es London mit den olympischen Spielen allen vermeintlichen Metropolen gezeigt: Der Nabel der Welt liegt an den Ufern der Themse, gespeist von der Energie, dem Esprit, der Ausdauer und der wahrhaften Multikulturalität seiner acht Millionen Menschen, die sich auch von einer zutiefst unfairen Klassengesellschaft und dem rabiaten Glauben an die Allmacht des Marktes nicht unterkriegen lassen. Weiterlesen

12|10|08: Eric Kandel – Das Gehirn als Kunstwerk

 

Ende Mai 2007 im Wiener Kindermuseum Zoom: Wir sehen einen hochvergnügten, älteren Mann inmitten Wiener Schülerinnen und Schüler, wie sie beim inszenierten Gruppenbild zur Verzweiflung der Fotografen und diverser Aufsichtspersonen rumblödeln. „Comic relief“, nennt sich diese Stimmung ebenso treffend wie unübersetzbar auf Englisch. Weiterlesen

12|09|15: Die Mess-Strecke der Globalisierung

Manche Ordnungsmuster wirken so selbstverständlich auf uns, dass wir sie als Naturgrößen betrachten. Die Sieben-Tage Woche zum Beispiel. Oder der Null-Meridian. Quasi in Fortsetzung zu Dava Sobels Weltbestseller über den Längengrad hat sich der Niederländer Alfred van Cleef auf die Reise entlang des Nullmeridians begeben. Der erstreckt sich von Pol zu Pol über drei Kontinente, aber nur acht Länder und  bestimmt, wann wir aufstehen, die Kühe gemolken, die Aktien in Asien ver- und in New York gekauft werden: Weiterlesen

12|09|02: The Fry Chronicles

What is there to say about a book that provides gems like this one: „Well, although it is true that one feels fantastic when one has finished a writing task, it is mostly horrible while one is doing it. You will see therefore that writing, ghastly at the time but great afterwards, is exactly the opposite of sex.“ Well, maybe not „exactly“ but I do concede that there is a nexus.

„The Fry Chronicles“ by Stephen Fry, Penguin Books, 2011

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