Was zu der ebenso dubiosen wie absurden Pseu[:do:]ku „Am Anfang war das Licht“ zu sagen ist, hat Klaus Taschwer bereits 2011 umfassend im Standard festgehalten. Dass der ORF aber heute dieses Dummheit im Hauptabendprogramm ausstrahlt, ist schlichtweg gemeingefährlich. Die Programmverantwortlichen des ORF Fernsehen (Information oder Unterhaltung?) verhöhnen damit die exzellente Arbeit vieler ORF MitarbeiterInnen, die unter schwierigen Bedingungen konstant die ebenso wichtige wie oft mühsame Vermittlungsarbeit zwischen Gesellschaft und Wissenschaft leisten und damit wesentlich zu einer Grundfunktion eines öfffentlich-rechtlichen Rundfunks beitragen. Zeit für eine Debatte über eine Wissenschaftsleiste im ORF Fernsehen, die diesen Namen verdient.
Archiv der Kategorie: Rezensionen | reviews
13|02|24: Der Zoo im Kopf
Der Zoo hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt. War er lange in der Nähe der Jahrmarktsattraktionen angesiedelt (der Standort der Hamburger Familie Hagenbeck war zu Beginn die verruchte Reeperbahn, bevor der legendäre Tiergarten ins weitläufige Eimsbüttel übersiedelte), ist der moderne Zoo von heute ökologische Vermittlungseinrichtung und Gendatenbank für gefährdete Tierarten unter freiem Himmel. Weiterlesen
13|02|18: Tradition als Tresor
Ein Nachtrag zur Apokalypse laut Maya-Kalender? Würde man meinen, denn noch ist Jared Diamonds letztes Werk eindringlich in Erinnerung. In „Kollaps“ beschrieb der Biogeograph wie ökologisch fragile Zivilisationen sehenden Auges in die endgültige Katastrophe tappen, statt rechtzeitig umzukehren. Berühmt wurde sein Frage: „Was dachte sich der Osterinsulaner, der den letzten Baum auf dem Archipel fällte?“ In „Vermächtnis“ untersucht Diamond hingegen, „was wir von traditionellen Gesellschaften lernen können“. Weiterlesen
13|02|12: Vogelfuß und Kloakenkuss
Das semantische Verhältnis von Vögeln und Kopulation war schon immer Anlass zu manch derber Anspielung. Tatsache ist, dass das gefiederte Paarungsverhalten im Frühjahr besonders augenfällig und deswegen zum Synonym für die entsprechenden Triebe geworden ist. In keiner anderen Phase präsentieren sich Vögel derart auffällig und exaltiert: verwegene Flugmanöver, kunstvolle Tänze, betörende Gesänge, verlockende Brautgeschenke, prächtiger Fiederschmuck, absurde Balzturniere (für Spezialisten: Kampfläufer!) und aberwitzige Architekturwettbewerbe – das Werben von Vogelmännchen um das entsprechende Weibchen ist so bunt und vielfältig wie das Gefieder eines Bienenfresserschwarms. Weiterlesen
13|01|06: Unbewusste Ortswechsel
Das Adjektiv „unconscious“ im Titel dieses Bildbands kann auf Englisch zweierlei bedeuten: „unbewusst“ ebenso wie „bewusstlos“. Der zweite Begriff beschreibt im Deutschen im gebräuchlichen Sinn einen Zustand absenter Körperwahrnehmung. Im übertragenen Sinn aber mag man darin lesen, dass der betroffene Mensch sich seines kulturellen und sozialen Kontextes nicht gegenwärtig ist, also frei von einem bewussten Sein in Zeit und Raum eher vegetiert als existiert.
13|02|01: Die besten Wissenschaftsbücher des Jahres
…stehen fest! Basierend auf der Vorauswahl der Fachjury, der ich angehörte, hat das lesende Publikum entschieden und per Stimmzettel in den Buchhandlungen sowie online gewählt. Die Sieger-Bücher in den vier Kategorien sind: Weiterlesen
13|01|09: Alltägliches Aluminium
Aluminium ist so alltäglich, dass wir uns kaum Gedanken über diesen Rohstoff machen. Er begegnet uns in Form von Red-Bull-Dosen, Zahnpastatuben und – in Wien – Aluweckerln, in Autokarosserien und Deos. Die Palette der Einsatzmöglichkeiten ist enorm, hinterfragt werden dessen mögliche Nebenwirkungen kaum, schließlich steht jede Menge Geld auf dem Spiel. Bert Ehgartner hat in seinem Buch zur ORF-Doku genauer hingesehen: Weiterlesen
13|01|03: Kooperation als Ausweg
Wenn es denn eine Lehre aus dem Jahr 2012 gibt, dann jene, dass der den Bedürfnissen eines abstrakten Marktes folgende Wettbewerb ausgedient hat als Treibkraft zivilisierter Gesellschaften. In demselben Ausmaß, wie die vermeintlichen Patentrezepte des wirtschaftlichen Fortschritts scheitern, steigt der Bedarf nach Gegenentwürfen. Wie können Menschen, die sich sozial, ethnisch oder in ihrer Weltanschauung unterscheiden, zusammenleben und -arbeiten? Weiterlesen
12|12|27: Jüdisches Wien
Joachim Riedl hat in den letzten Jahrzehnten ebenso kontinuierlich wie kenntnisreich über das jüdische Wien an der Wende zum 20. Jahrhundert publiziert. Die Etablierung der jüdischen Gemeinde in der Gründerzeit trug enorm dazu bei, Wien binnen weniger Jahrzehnte in den Mittelpunkt des europäischen Geistesgeschehens zu rücken. Besonderes Augenmerk legt Riedl in seinem reich und ganz famos bebilderten Essay auf folgenden vermeintlichen Widerspruch: Weiterlesen
12|12|21: Grrrimmige Märchen
Das Wesen von Märchen besteht ja darin, grundlegende Themen und Traumata zu variieren, ohne dabei allzu weit von der Originalfassung abzuweichen. Karen Duve hat in ihrem Band fünf Märchen neu interpretiert, die allesamt haarscharf an dieser Grenze entlangwandeln, ohne endgültig abzustürzen. Dabei sind die Abgründe, die Duve da auftut, wahrlich bizarr: Wie kann es sein, dass eine wichtige Fee von einer Taufe ausgeladen wird, nur weil nicht genügend Teller vorhanden sind? Weiterlesen