Archiv der Kategorie: Notizen | notes

12|03|11: Das Schicksal der weißen Pferde

Es muß wohl ein Nicht-Österreicher sein, der sich der legendären Lipizzaner jenseits vom Klischee annimmt. Hierzulande entweder pathetisch verklärt oder als touristisches Markenzeichen verkannt, repräsentieren die legendären Rößer auf faszinierende Weise das Verhältnis  zwischen Mensch und (Zucht-)Tier.  Der Niederländer Frank Westermann hat mit seinem neuen Buch eine wirklich überzeugende Geschichte geschrieben – im doppelten Sinn. Denn das Schicksal der weißen Pferde verlangt geradzu nach einer literarischen Annäherung. Gleichzeitig läßt sich anhand der Tiere und ihrer Haltung die Historie Mitteleuropas des letzten halben Jahrtausends erzählen. Westermann fokussiert sich völlig zu Recht auf das 20. Jahrhundert und fördert so jede Menge verschütteter Fakten und Zusammenhänge zu Tage. Im Zentrum des Textes steht die Auseinandersetzung mit dem Streben des Menschen nach Reinheit und Perfektion – mit allen grauenhaften Konsequenzen, wie die letzten 100 Jahre belegen.  Ordentlich ausgestattet mit Karten und genealogischer Stammtafel überzeugt das Buch in jeder Beziehung.

„Das Schicksal der weißen Pferde“ von F. Westermann, übersetzt von G. Busse und G. Seferens, C.H.Beck, 287 S., Euro 20,50

Weiter zur Sachbuch-Kolumne vom März 2012 im Universum Magazin

11|09|01: Bissiger Hundebesitzer

Am Donnerstag, den 1. September fahre ich um 18.30 mit meinem Fahrrad auf dem (neu ausgewiesenen) Radweg entlang des Rings von der Operngasse Richtung Babenbergerstraße. Auf der Höhe des Hotel Le Meridien kommt mir ein Mann entgegen: Mitte 50, 175-180 cm, blauer Leinenanzug, helles Hemd, graues Haar, kleine Brillenfassung in Schwarz, eine Leine aus Leder und Kettengliedern über die Schulter gelegt. Neben ihm ein grauer Jagdhund – ein Weimaraner – von rund 80 cm Höhe, dementsprechend ohne Leine.  Der Mann schreit mich an: „Das ist kein Radweg, das ist ein Fußweg.“ Ich rufe ihm zu: „Sie irren sich.“ Der Mann holt mit seiner Leine aus und schlägt nach mir. Er verfehlt mich zwar, trifft aber das Rücklicht, das dadurch aus der Halterung gerissen wird. Ich bleibe stehen, um das Rücklicht aufzuheben, und lehne das Rad an einen Verteilerkasten. Der Mann kommt auf mich zu, hebt die rechte Hand und versucht wieder mit der Leine auf mich einzuschlagen: „Was willst Du? Schau, dass Du wegkommst.“ Ich hebe meine Arme und meinen linken Fuß, um seine Schläge abzuwehren; der Hund beißt mich währenddessen in den rechten Oberschenkel. Ich rufe: „Aus, er soll mich loslassen“. Der Mann brüllt weiter: „Du wirst mich kennenlernen.“ Der Hund lässt von mir ab und der Mann geht in jene Richtung, aus der er gekommen ist, also zurück Richtung Babenbergerstraße.

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11|08|06: Wiener Parks, Wiener Gärten

Ernst Molden („Wien Mitte“) im Freizeit Kurier (6.8.2011): „Oliver Lehmann zählt in seinem hervorragenden Buch ‚Wiener Parks, Wiener Gärten‚ eine halbe Million Parkbäume und 100.000 Alleebäume auf. Auch für Sie ist da was dabei. Ein anständiger Park macht mit dem erschöpften Menschen nämlich etwas ziemlich Tolles: Tabula Rasa in kürzester Zeit.“

11|07|28: Drei Wochen Urlaub (für wen auch immer)

„Wie lange sind fünf Stunden?“ – „Woher soll ich wissen, wo meine Zahnspange ist?“ – „Ohne Geschirrspüler?“ – „Ich weiß schon, warum ich vorgestern die Tasche mit dem feuchten Handtuch und den Seeigeln nicht ausgeräumt habe. Ich hab meinen Nintendo aufladen müssen.“ – „Was ist der Code für Dein iPhone?“ – „Aber ich muß auf Facebook“ – „Ich weiß nicht, wo meine Badeschuhe sind. Ich hab sie ja nicht weggeräumt.“ – „Wozu ist die Bürste neben dem Klo nochmal da?“ –  „Und die ganzen Ameisen in meinem Bett sind nur da wegen dem Wurstbrot von gestern?“ – „Ah, das sind die Cornflakes, die so stinken. Ich hab geglaubt, das sind meine Füße.“ – „Wie, mit Seife? Und Shampoo?“ – „Also ich hab die Spielanleitung nicht zum Altpapier gegeben.“ – „Ok, ich hab die Schuhe über Nacht im Regen stehen lassen. Aber dafür sind sie jetzt sauber.“ – „Das ist erst die dritte DVD, die wir uns anschauen.“ – „Wie? Mathebuch. Welches Mathebuch?“ – „Und gehen müssen wir auch?“ – „Wir wollten eh, aber der Nachbar hat gefragt, ob wir erst ab 17 Uhr Basketball spielen können, weil er grad eine Gehirnoperation gehabt hat.“ – „Warum soll mir von einer Stange Salami schlecht werden?“ – „Das ist halt so, dass mir das Cola durch die Nase kommt, wenn ich lachen muß.“ – „Nein, ich hab keine andere Sorgen als meine Frisur.“ – „Du kannst das T-Shirt am Boden liegen lassen, ich zieh es eh wieder morgen an.“ – „Ich weiß auch nicht, warum ich keine sauberen Unterhosen mehr habe.“ – „Ich brauch ein neues Tauchermesser, mein altes ist rostig.“ – „Was heißt Apfeltasche auf Slowenisch?“