Archiv der Kategorie: Bücher | books

11|10|07: Altösterreich – Die Monarchie in Wort und Bild

Es war ein Werk, dessen Maßlosigkeit dem Objekt der Beschreibung entsprach: Mit der 24-bändigen Enzyklopädie „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ sollte das Kaiserreich systematisch in all seinen Aspekten vorgestellt werden. Als „Kronprinzenwerk“ zwischen 1886 bis 1902 veröffentlicht ist es bis heute eine ebenso aussagekräftige Dokumentation der Länder und Völker wie letztlich des Unvermögens, diesem Staatengebilde eine moderne Form zu geben. Hans Petschar eröffnet mit „Altösterreich“ einen Einblick in dieses Opus Magnum. Zwischen Folklore und Ethnologie angesiedelt ermöglicht der Band eine Erkundung des unendlich vielfältigen Gemeinwesens, das letztlich wegen der Unfähigkeit seiner Herrscher seine Legitimation verlor.

„Altösterreich“ von Hans Petschar, Brandstätter Verlag, 254 S., Euro 39,90

Weiter zu allen Sachbuchrezensionen im Universum Magazin, Oktober 2011

11|08|06: Wiener Parks, Wiener Gärten

Ernst Molden („Wien Mitte“) im Freizeit Kurier (6.8.2011): „Oliver Lehmann zählt in seinem hervorragenden Buch ‚Wiener Parks, Wiener Gärten‚ eine halbe Million Parkbäume und 100.000 Alleebäume auf. Auch für Sie ist da was dabei. Ein anständiger Park macht mit dem erschöpften Menschen nämlich etwas ziemlich Tolles: Tabula Rasa in kürzester Zeit.“

11|07|21: Im Wald der Metropolen

Die Verdienste des Karl-Markus Gauß sind mannigfaltig, seine Entdeckungen literarischer und linguistischer Natur verblüffend. Mit seinen Expeditionen zu untergehenden Ethnien (zB „Die sterbenden Europäer„) und hoffnungslos marginalisierten Minderheiten (zB „Die Hundeesser von Svinia„, Bild) hat Gauß die letzten Spurenelemente vormals vorhandener Vielfalt Europas dokumentiert – und somit das offiziöse Bekenntnis zu dieser Vielfalt als Heuchelei enttarnt. Auch die Art seiner Erkundungen verdient Anerkennung: Der Zeit weist Gauß eine subalterne Rolle zu.   Weiterlesen

11|07: Gefaltete Singvögel

Auch im Buchmarkt greift die Konformität um sich, statt Novitäten setzen die Großverlage auf Innovationen. Der Weinviertler Verleger Ulrich Winkler-Hermaden widersetzt sich mit Nachdruck und Nachdrucken bibliophiler Trouvaillen diesem Trend. Der „Schmetterlingsatlas“ und „Die häufigsten vorkommenden einheimischen Singvögel“ sind zwei besonders schöne Beispiele seiner verlegerischen Leidenschaft. 1900 im Original erschienen sind die als Leporellos gestaltete Nachschlagewerke um einiges handlicher als die allermeisten Service-Bände mit eingeschweißter DVD inklusive App zum Download. Und schöner sind die Kollektionen wunderschöner Aquarelle sowieso. Ausdrücklich zum Erwerb empfohlen.

„Singvögel“ und „Schmetterlinge“, Edition Winkler-Hermaden, jeweils 24-seitiges Leporello mit Begleitheft, Euro 14,95

Weiter zu allen Sachbuchrezensionen im Universum Magazin, Sommer 2011

11|07|14: Ich hab ja gewußt, dass ich fliegen kann

Das klingt natürlich verflucht nach einer Autobiographie einer berufsbedingt selbstverliebten Schauspielerin, in diesem Fall Senta Berger. Aber Berger gehört zu jenen Darstellerinnen, die selbst in den allerfragwürdigsten Produktionen ihre Basisqualitäten zu Tage treten lassen können. Und so ist das auch mit diesem Buch: Das Herschnurren der Besetzungslisten in Film und Theater im letzten Drittel ist für jene, die die Bunte von hinten lesen; die Decouvrierung von österreichischen Legenden wie Heinz Conrads als Geilspecht (“Spätestens am Tullnerberg versuchte er, mein Knie zu streicheln und meinen Rock hochzuschieben”) ist da schon besser. Weiterlesen

11|07|13: Baby’s in Black

This is the story of Astrid Kirchherr and Stuart Sutcliffe. Just in case: Kirchherr was the Hamburg photographer who styled the Beatles in their very early years. And Sutcliffe was the initial bass player in the band. But the “German Girl Meets English Boy” story went tragically wrong as Sutcliffe died of an undetected aneurysm after he had left the band and took up his studies at the Hamburg art academy. The format of the graphic novel seems to be ideal for this story, appropriately told in English and German . Arne Bellstorf (nice blog, btw) recounts it in quiet, monochrome pictures, not only depicting a young and befittingly impudent band on beer and pills but also drawing a subdued, yet poignant portrait of Hamburg in the early 1960s. (Reprodukt Verlag, 2010)

 

11|07|11: The Summer without Men

There are numerous reasons for reading this book by Siri Hustvedt (apart from her dedication “To Oliver. Happy Birthday” which M. acquired when Siri Husvedt gave this year’s Freud Lecture in Vienna). But this excerpt should be convincing enough: “There is a brewing, oh yes, there is some whitches’ stew brewing. I know because I lived it. But before I get to that, I want to tell you, Gentle Person out there, that if you are here with me now, on the page, I mean, if you have come to this paragraph, if you have not given up and sent me, Mia, flying across the room or even if you have, but you got to wondering whether something might not happen soon and picked me up again and are reading still, then I want to reach out for you and take your face in both my hands and cover you with kisses, kisses on your cheeks and chin and all over your forehead and on the bridge of your (variously shaped) nose, because I am yours, all yours. I just wanted you to know.” (Picador, 2011)

 

11|06: Vier Fische

Paul Greenberg erzählt, wie das Meer auf unseren Teller kommt

Mahlzeit: Rund acht Kilogramm Fisch isst jeder Österreicher durchschnittlich im Jahr – weniger als im EU-Durchschnitt, aber mit stetig steigender Tendenz. Weltweit werden jährlich 110 Millionen Tonnen Fisch verzehrt. Autor und Angler Paul Greenberg erzählt die Geschichte jener vier Fischarten, die mittlerweile global die Speisekarten beherrschen: Lachs, Barsch, Kabeljau und Tunfisch. Er besucht norwegische Großfarmen, die jährlich 500.000 Tonnen Lachs produzieren — mit Hilfe genetischer Techniken, die ursprünglich bei der Schafzucht zum Einsatz kamen. In Alaska besichtigt er die einzige Fair-Trade-Fischerei der Welt. Er erklärt, warum die Meerestiere zunehmend mit Quecksilber und anderen Schadstoffen belastet sind, und schildert, wie der Mittelmeerbarsch zu einer global nachgefragten Ware werden konnte. Weiterlesen