Archiv der Kategorie: Academia

24|01|27: Die Türsteherin

Dank ihrer inzwischen 2.000 Artikel rückt Jess Wade das Wikipedia-Universum zurecht: mit Einträgen über Frauen, People of Color und anderen Minderheiten wie LGTBQ+ Personen in der Wissenschaft. 2024 ist sie Ballbotschafterin und Ehrengast  am Wissenschaftsball.

Ein Porträt von Oliver Lehmann für das Ballmagazins 2024.

Eine interessante Geschichte, eine erste schnelle Recherche, ein Hinweis auf einen Wikipedia-Artikel. Im Fall von Jessica Wade führte das zu einem Eintrag1https://en.wikipedia.org/wiki/Jess_Wade über eine renommierte Materialwissenschaftlerin, die sich am Imperial College London mit der sogenannten Raman- Spektroskopie befasst, eine Methode zur Untersuchung von Materialeigenschaften etwa von Halbleitern oder Pigmenten – besonders relevant bei der Analyse von Kunstobjekten. So weit, so erwartbar. Weiterlesen

24|01|27: Das richtige Prinzip bewahren

Wie groß ist eine Tonne CO₂? So groß wie ein Würfel mit einer Kantenlänge von 8 Metern

Editorial des Ballmagazins 2024. Zu den Fotos der Nacht hier entlang.

„Wir leben in einer merkwürdigen Zeitung“, schrieb Kurt Tucholsky einst. Wer wollte ihm widersprechen? Wobei: Merkwürdig ist ein Hilfsausdruck. Die Zeit ist fordernd, die Meldungen aus den Krisenherden dieser Welt oft überfordernd. Und jene Zeitungen – heute: Medien –, die qualitätsvoll und bedacht Einordnung schaffen würden, stehen unter dem Druck der virtuellen und realen Schreihälse, die ein absolutistisches Verständnis von Wahrheit haben, kein dynamisches, das die Grundlage der wissenschaftlichen Methode bildet. In einer Zeit der Umbrüche mag die Sehnsucht vieler Menschen nach Eindeutigkeit verständlich sein, die Ausbeutung dieser Sehnsucht für totalitäre Zwecke ist es nicht. Weiterlesen

23|03|30: Trotzdem ein Grund zur Freude

Erstmals wird im Medienförderungsgesetz Wissenschaftsjournalismus als Kriterium angeführt. Damit wird eine langjährige Forderung des Klubs der Wissenschaftsjournalist:innen erfüllt. Wie konnte es dazu kommen? Und was hat das für Konsequenzen?

Von Oliver Lehmann

Im Jahr 2013 Jahren stellte der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen die Ergebnisse einer Studie zur Arbeits-, Bildungs- und Ausbildungssituation österreichischer WissenschaftsjournalistInnen vor. Der traurige Befund von damals ist noch immer gültig. Als eine der Forderungen zur Verbesserung der Situation formulierte ich als damaliger Klubvorsitzender: „Die Politik ist gefragt, Rahmenbedingungen im Kontext der Medienförderung zu schaffen, die Bildungs- und Wissenschaftsberichterstattung zur Voraussetzung für die entsprechenden Förderungen machen.“

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23|01|28: Jede Geschichte ist eine Klimageschichte

Editorial des Ballmagazins 2023. Zu den Fotos der Nacht hier entlang.

Die wahrscheinlich größte Erbse der Welt zu Gast aus Brünn im Arkadenhof des Rathauses / Foto: R. Ferrigato

Die Erkenntnis ist ganz simpel, auch wenn es simple Gemüter gibt, die den Zusammenhang nicht verstehen wollen: Die Rückkehr auf das Tanzparkett wird uns ermöglicht durch die Wissenschaft. Und sie wird auch nötig sein, um die ganz großen Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen: Demographie, Digitalisierung, Mobilität, Energie und Klima. Oder wie unlängst auf Twitter gesehen: „Every story is a climate story.“ Die Felder sind entweder teilweise oder ganz zentral von der Frage betroffen, wie wir den Klimawandel und seine katastrophalen Auswirkungen bewältigen werden.

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22|08|25: Leitfaden für Wissenschaftskommunikation

Der Bedarf an ebenso faktentreuer wie publikumsorientierter Berichterstattung über Funktionsweisen und Ergebnisse der Wissenschaft ist evident. Lena Yadlapalli, Wissenschaftsautorin und Absolventin des Lehrgangs für Wissenschaftskommunikation der Universität Klagenfurt, an dem ich als Lektor mitgewirkt habe, hat dieser Tage im Auftrag der APA ein Whitepaper über Wissenschaftskommunikation verfasst. Der praxisorientierte Leitfaden enthält auch Kurzinterviews von ExpertInnen aus der Praxis, zu denen Lena freundlicherweise mich zählt. Als Bonus und zum Abschluss des Leitfadens gibt es „10 goldene Regeln fürs Vermitteln“.

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22|06|09: Exzellenz. Und Unabhängigkeit

Seit einigen Jahren vertrete ich das Institute of Science and Technology Austria als Direktionsrat in der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein. Anläßlich der 99. Generalversammlung, die im Juni auf dem ISTA Campus stattfand, wurde ich für das Mitgliedermagazin hub interviewt. Das Coverfoto stammt von Sabine Hauswirth.

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21|11|11: Wozu Wissenschaftsjournalismus?

Wozu Wissenschaftsjournalismus? Weil es eine Instanz braucht, die Sinn von Unsinn unterscheidet, gerade wenn die Politik versagt und Landeshauptmänner ebenso panisch wie populistisch Wissenschaftler:innen verhöhnen. Gemessen an dieser Relevanz wird der Wissenschaftsjournalismus in Österreich schlecht behandelt – sowohl von den (allermeisten) Medienhäusern wie der Politik, während das Publikum gerade in Zeiten der Pandemie nüchterne Aufklärung, Erläuterung und Einordnung besonders dankbar und intensiv wahrnimmt.

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21|07|14: Die kleine Schwester im Wienerwald

Unter dem Titel „Jüdische Exzellenz in der Forschung“ widmet „Nu“, das jüdische Magazin für Politik und Kultur in der aktuellen Ausgabe ein Dossier der Wissenschaft. Chefredakteurin Andrea Schurian war so freundlich mich einzuladen, die Entstehungsgeschichte des Institute of Science and Technology Austria zu erzählen, das maßgeblich vom Weizmann Institute of Science in Rehovot bei Tel Aviv geprägt ist.

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20|11|18: Happy birthday, Haim

Foundation of Tel Aviv, April 11, 1909, Creative Commons

Haim Harari is among many things one of the founding fathers of the Institute of Science and Technology Austria (IST Austria). Together with Olaf Kübler and Hubert Markl, Haim authored the Report of the International Committee published in 2006 which to this day serves as blue-print for the development of IST Austria. Before he assumed this function at IST Austria he had a spectacular career as particle physicist only matched by his spectacular career as president of the Weizmann Institute, omitting his eminent role as science educator and skipping his outstanding qualities as author. Since 2007 I had the honor to work with him at IST Austria. On November 18, 2020, Haim turned 80. To celebrate him a team at IST Austria collected texts of his fellow-travellers. Here is my take.

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20|05|29: Zum Abgang von Christian Köberl

Foto: NHM Wien

Mit Ende Mai endet die Generaldirektion von Christian Köberl am Naturhistorischen Museum Wien. Ich bedauere, dass er nicht für eine weitere Periode bestellt wurde. Hier meine Begründung:

Ich sag’s gleich, ich bin hier befangen, weil ich an der Bestellung von Christian Köberl zum Direktor des NhM Naturhistorisches Museum Wien vor zehn Jahren beteiligt war. Ich verstehe seinen hier im APA-Interview geäußerten Ärger über Art und Ausgang des Bestellungsverfahrens seiner Nachfolge. Köberl hat das Haus museologisch und organisatorisch aus dem 19. in das 21. Jahrhundert geführt, es als Forschungseinrichtung rehabilitiert und exzellent vernetzt. Der aktuelle Stand wird die Meßlatte für seine Nachfolgerin sein. Um Köberl muß man sich keine Sorgen machen; als Forscher an der Universität Wien und der Österreichische Akademie der Wissenschaften wird er weiter präsent sein und wesentliche Beiträge auch zum public understanding of science leisten – so wie vor drei Jahren, als er umstandslos und hilfsbereit den Abschluss-Event des March for Science – Vienna ermöglichte. Alles Gute, lieber Christian!