Das hätte furchtbar peinlich werden können: Das Finale eines gesamtösterreichischen Chorwettbewerbs als Eröffnung der Wiener Festwochen samt massenhaftes sing along der Europahymne. Tatsächlich wurden nicht nur praktisch alle Fettnäpfe gekonnt umkurvt, sondern ein richtig animierendes Fest gefeiert. Weiterlesen
Archiv des Autors: OL
11|05|10: Nannen-Preis an Hans Zippert
Ohne Nannen-Preis kriegt man ja gar nichts mehr mit. Hab sofort Zipperts Text über seinen Schlaganfall nachgelesen. Die Illustration des Artikels scheint mir ein erschütterndes Beispiel für die gravierenden Nebenwirkungen von verantwortungslosem Medizin-Journalismus zu sein. Und damit meine ich nicht die Aufnahmen von Zippert. Also: Gut zu erfahren, dass dann doch noch alles glücklich ausgegangen ist. Trotz der Tante Jolesch (“Gott soll abhüten vor allem, was noch ein Glück ist.”).
11|05|09: Wandzeitung “Der Lehmann”
Nein, keine Verwandtschaft. “Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger” war von 1859 bis 1942 das Wiener Adressbuch. Dank der Intiative der WienBibliothek im Rathaus ist dieser Schatz der Wiener Sozialgeschichte unlängst digital zugänglich gemacht und damit gehoben worden. Steinbrener und Dempf präsentieren seit heute Auszüge aus den Jahren 1938 bis 1942 ihr Atelier in der Glockengasse betreffend in den Schaufenstern ihres Geschäftslokals. So gehört’s gemacht.
Wandzeitung “Lehmanns Adressbücher” im Atelier Steinbrener/Dempf
11|05|08: Der König Kandaules
Ein wahrscheinlich zu Recht eher vernachlässigter Mythen-Stoff ist das: König Kandaules führt Königin Nyssia dem besten Jugendfreund Gyges zu, der von der im Nachhinein erzürnten Königin zum Mord am König gezwungen wird. Aus der Ferne erinnert die Geschichte von der durch männliche Renommiersucht verletzten weibliche Tugendhaftigkeit und Scham an “The Rape of Lucretia“, gesehen im März im Theater an der Wien mit Angelika Kirchschlager. Von Zemlinski irgendwo zwischen Zwölfton und Hollywood (hier ein Beispiel von der Uraufführung in Hamburg 1996) angesiedelt, ist das eine bemerkenswert starke Oper, überzeugend gespielt, brauchbar inszeniert.
“Der König Kandaules” von Alexander von Zemlinsky in der Volksoper
11|05|06: 38th Freud Lecture – Siri Hustvedt
Basierend auf ihrem vorletzten Buch “The Shaking Woman” referiert Siri Hustvedt auf Einladung des Freud Museums in der Nationalbank geheuer präzise und ohne Anflug von feuilletonistischer Pointenschinderei über “Freud’s Playground: Some Thoughts on the Art and Science of Subjectivity and Intersubjectivity”. Danach versieht sie ein Exemplar ihres neuen Buches “The Summer without Men” mit einer Widmung für mich und wünscht mir dann noch alles Gute zum Geburtstag. Was will ich mehr?
Das Leben, ein Computerspiel
Universum Magazin, Mai 2011
Das Leben, ein Computerspiel
Ein neues Museum in Berlin würdigt Supermario, die Sims und Doodle Jump als Akteure der Kulturgeschichte und Triebkräfte von Computerinnovationen
Der Untergang des Abendlandes findet in Berlin vier Kilometer von der legendären Museumsinsel entfernt statt, wo das Antlitz der Nofretete in erhabener Schönheit über die Besuchermassen hinweg blickt, die von den Ausmaßen des legendären Pergamon-Altars überwältigt sind. „Komm, ich zeige dir ein Exponat aus dem 20. Jahrhundert“, lockt Tim eine junge Besucherin. Tim ist 15 Jahre alt und macht gerade ein Berufspraktikum im Computerspielemuseum: Berlins jüngster Schausammlung, die zu Jahresbeginn 2011 eröffnet wurde.
Die 10 legendärsten Spiele
Universum Magazin, Mai 2011
Die 10 legendärsten Spiele
Zu sehen im Berliner Computerspielemuseum. Ausgewählt und erprobt von Joseph Stoisits
Spiel: Pong | Jahr: 1972 | Entwickler: Arcade | Das erste Videospiel der Geschichte. Simpler als Pong geht es gar nicht. Man nehme zwei Striche und und einen Punkt. Fertig.
Spiel: Pac-Man| Jahr:1980 | Entwickler: Namco | Nun hatte das Elektronik-Spiel endlich ein Gesicht: Pac-Man. Ohne dieser Vorarbeit, gebe es heute keinen Mario, keinen Sonic, keinen Masterchief.
Spiel: Supermario | Jahr: 1985 | Entwickler: Nintendo | Das erste Side-scrolling-jump-`n’-run Spiel verkaufte sich fast 300 Millionen Mal.
Die kreative Katastrophe
In der aktuellen Ausgabe des Universum Magazins analysiert Gottfried Derka die Hintergründe und Ursachen der japanischen Dreifach-Katastrophe und versucht Konsequenzen auf dem Feld der Energiegewinnung aufzuzeigen. Ich habe das Thema zum Anlaß genommen, um mich mit dem Begriff der Katastrophe zu befassen – angeregt durch mehrere Bücher, die in letzter Zeit zu dem Thema erschienen sind (siehe Leseleiste am Ende des Artikels)
WeiterlesenNordirische Naturen
Universum Magazin, März 2011
Nordirische Naturen
Die Grüne Insel hat im letzten Jahrzehnt auf beiden Seiten der Grenze enorm vom Frieden profitiert. Mit der Finanzkrise steht Irland vor einer neuen Herausforderung. Eine Lösung wäre naturnaher Tourismus.
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Nach 25 Minuten ist eigentlich alles klar. Brian kennt sich aus. Er weiß, dass ich auf Reisen bin, um den Norden Irlands zu erkunden, und zwar vor allem die Natur dieses Landstrichs. Allein wegen des Himmels lohnt es sich, die Küste vom schmucken Ballycastle im Osten des königlich-britischen Nordirland bis zu den enormen Klippen bei Slieve League im Westen der Republik Irland abzufahren. Brian versteht das. Der Kanu-Athlet stammt aus County Tyrone und zieht jetzt gerade auf die Insel Rathlin, der Liebe wegen.
Ötzi tau(ch)t wieder auf
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels Anfang Februar war die Rekonstruktion von Ötzi noch geheim, am 1. März hat das Südtiroler Archäologiemuseum das neue Antlitz von Ötzi enthüllt. Laut Erwin Brunner von National Geographic Deutschland schaut uns „ein Senner oder Bergbauer an, der den Sommer auf der Alm verbracht hat.“
Universum Magazin, Februar 2011
Ötzi tau(ch)t wieder auf
20 Jahre nach der Entdeckung der Gletschermumie im Tiroler Hochgebirge verblüfft der Steinzeitmensch die Wissenschaft immer wieder mit erstaunlichen Erkenntnissen. Eine neu gestaltete Ausstellung im Bozener Archäologiemuseum präsentiert Ötzi zum Jubiläum im Kontext von komplexen Forschungsprojekten und populären Medienprojektionen.
Und da ist er wieder, der Moment der Verblüffung. Das Bild der bräunlich verschrumpelten Mumie mit der deformierten Nase, den vermeintlich leeren Augenhöhlen und dem scheinbar willkürlich verdrehten Arm wie auf einem Bild Egon Schieles gehört zu den Ikonen der Wissenschaftsgeschichte – in seiner Wirkungsmächtigkeit nur vergleichbar mit der Totenmaske des Tut-Ench-Amun oder der Venus von Willendorf. Von Angesicht zu Angesicht mit einem Menschen aus textloser Vorzeit schwindet jede zeitgenössische Abgeklärtheit und wird ersetzt durch die Anmutung von Respekt vor einem toten Menschen, in dessen geöffneten Sarg man schaut. Ein 40 x 30 cm großes Fenster gibt den Blick frei auf den Leichnam in seiner mit Eisziegeln ummauerten Kühlzelle. Darin werden die klimatischen Verhältnisse im Gletschereis simuliert, in dem Ötzi mehr als 5.000 Jahre konserviert wurde. Der Körper liegt bei -6 Grad C und 98 % Luftfeuchtigkeit auf einer Präzisionswaage, die jeden Flüssigkeitsverlust durch Erwärmung sofort registriert.