Der Bedarf an ebenso faktentreuer wie publikumsorientierter Berichterstattung über Funktionsweisen und Ergebnisse der Wissenschaft ist evident. Lena Yadlapalli, Wissenschaftsautorin und Absolventin des Lehrgangs für Wissenschaftskommunikation der Universität Klagenfurt, an dem ich als Lektor mitgewirkt habe, hat dieser Tage im Auftrag der APA ein Whitepaper über Wissenschaftskommunikation verfasst. Der praxisorientierte Leitfaden enthält auch Kurzinterviews von ExpertInnen aus der Praxis, zu denen Lena freundlicherweise mich zählt. Als Bonus und zum Abschluss des Leitfadens gibt es „10 goldene Regeln fürs Vermitteln“.
Hier der Link zum Download des gesamten Dokuments und mein Beitrag in Form eines Interviews:
Wissenschaft lässt sich in jedem möglichen Format vermitteln
Was war für Sie persönlich ein faszinierender wissenschaftlicher Durchbruch in jüngster Zeit?
Das erste Bild des Schwarzen Lochs in der Mitte der Milchstraße, produziert vom Team der Event Horizon Telescope (EHT) Collaboration, veröffentlicht am 12. Mai 2022.1 In der Geschichte ist alles drinnen, was Grundlagenforschung so faszinierend macht: Eine von Wissbegierde getriebene Entdeckung mit wahrlich enormer Reichweite, der experimentelle Nachweis einer theoretischen Annahme, eine globale Kooperation von wissenschaftlichen Teams, mittelfristig wahrscheinlich jede Menge verblüffender kommerzieller Anwendungen, und schließlich eine verdammt gute Geschichte, die die Phantasie vieler Menschen anregt, die in einer sternenklaren Sommernacht in den Himmel schauen und die Milchstraße betrachten.
Drei Tipps für erfolgreiche Wissenschaftskommunikation?
Zwei Tipps reichen: „I think there’s a problem when you see a line at the bottom of a science article that says, ‚More research is required.‘ That ought to be closer to the top. And the headline shouldn’t say, ‚New Breakthrough! Everything’s Fixed!‘“, sagt Alan Alda, Schauspieler („MASH”) und Gründer des Alan Alda Center for Communicating Science.2,3
Was sind die Komponenten einer gut erzählten Geschichte?
Kluge Menschen, ihre Begeisterung für Entdeckungen und Erkenntnisse, sowie die Geschichten, die sich damit erzählen lassen. Gute Bilder schaden auch nicht, wie man im Fall des Schwarzen Loches, siehe oben, sehen kann.
Was war Ihr persönlich größter Erfolg im Rahmen der Wissensvermittlung?
Zu begreifen, dass sich Wissenschaft in wirklich jedem möglichen Format vermitteln lässt. Etwa auch in Form eines Wissenschaftsballs.
Was hätten Sie gerne vorher gewusst – was ist eine wichtige gewonnene Erfahrung aus der Praxis?
Dass es sich gelohnt hätte, im naturwissenschaftlichen Unterricht besser aufzupassen. Übrigens: Ein Nachschulungskurs in Sachen Wissenschaftstheorie im Rahmen der Erwachsenenbildung wäre nicht nur für Journalisten und Journalistinnen spannend, sondern auch für Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft.
1 https://eventhorizontelescope.org/blog/astronomers-reveal-first-image-black-hole-heart-our-galaxy
2 https://www.aldacenter.org
3 https://www.newyorker.com/culture/the-new-yorker-interview/alan-alda-is-still-awesome