Anderntags stieß ich auf meiner Festplatte auf ein PDF der ersten Ausgabe von at.venture, erschienen im Oktober 2006. Immer auf der Suche nach zusätzlichen Einnahmequellen zur Sicherung des Universum Magazins, hatte ich bei einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), die Johannes Steiner als externer Konsulent organisiert hatte, das Projekt eines Forschungsmagazins eingereicht und zur allgemeinen und zu meiner Verblüffung gewonnen: Fortan sollte at.venture einmal im Quartal dem Universum Magazin und dem Standard beigelegt werden. Gesamtauflage: 150.000 Exemplare.
Es gab kaum Bedingungen, die über die Ausschreibungsunterlagen hinaus gingen. Das Interesse der Politik an dem Magazin war gering, weil die Nationalratswahlen 2006 anstanden, und mit Wissenschaft vermeintlich eh keine Wahlen zu gewinnen waren. Nach den Neuwahlen und dem Wechsel des Ministeriums von Blau zu Rot war das Interesse nicht viel größer. Das führte zu der seltenen und seltsamen Situation, das wir finanziell ganz gut ausgestattet machen konnten, was uns sinnvoll und richtig erschien, ohne unmittelbar auf den Markt oder mittelbar auf die Politik Rücksicht nehmen zu müssen. Die erste Ausgabe (siehe Link in der ersten Zeile) fasst das Anliegen ganz gut zusammen: Wissenschaft und Forschung korrekt, aber gut lesbar, einem breiten Publikum vermitteln und so der Gesellschaft als Ressource zur Verfügung stellen. Am Ende sollten die LeserInnen sagen können: „Mit Genuß und Belehrung gelesen“ wie es in Torbergs „Tante Jolesch“ hieß. Mitwirkende als AutorInnen und RedakteurInnen waren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Gottfried Derka, Peter Glaser, Elke Ziegler, Ursel Nendzig, Nini Tschavoll, Irene Jancsy, Luise Ungerboeck, Eva-Maria Gruber, Erika Müller, Ingolf Erler, Stefan Löffler und Klaus Taschwer.
Eine Galerie der Covers illustriert den optischen Anspruch lange vor YouTube und Instagram. Ich meine: at.venture kann sich heute noch sehen lassen. Btw: Die Covers zeigen mit drei Ausnahmen nur Frauen; einmal ist ein Mädchen beim Experiment zu sehen, einmal ein Kind mit einer Frau, und einmal ein Mann mit Baby. Das Thema des letzten Covers: „Wenn Mama forscht“.
2008 war der Spuk nach zwölf Ausgaben übrigens vorbei. Das BMVIT stellte die Förderung ohne Angabe von Gründen ein.