Falter-Chefredakteur Florian Klenk hat mich in meiner Funktion als Vorsitzendender des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen um einen Ratschlag für die neue Agenda der Bundesregierung – auch bekannt als „New Deal“ – für die aktuelle Ausgabe des Falter (22/16) gebeten. Hier meine Antwort in voller Länge – auch weil mir der letzte Punkt den Wissenschaftsjournalismus betreffend sehr wichtig ist:
„Die Verdoppelung der Mittel für die Grundlagenforschung von 200 auf 400 Mio. € pro Jahr wäre der zentrale Punkt der Reformagenda. Damit würde Österreich noch immer erst die Hälfte dessen ausgeben würde, was die Schweiz klugerweise investiert, nämlich 100 € pro Eidgenossen und Jahr. Die strikt kompetitive Vergabe dieser Mittel fördert exzellente Wissenschaftler, stärkt die aussichtsreichsten Talente, unterstützt die Formierung von international sichtbaren Forschungszentren und zieht globale Technologiekonzerne an. Die entsprechenden Beispiele finden sich in den Einzugsgebieten von San Francisco, Boston, Cambridge, Oxford, Zürich und München.
Damit nicht genug: Die Forschung – egal ob in den Natur-, Geistes-, Sozial- oder Kulturwissenschaften – benötigt und befördert gleichzeitig eine Gesellschaft, deren Merkmale so zusammengefasst werden können: Faktenorientierung, Diskursfreude, Kooperationsfähigkeit, Mut zum Risiko und zur List der Unsicherheit, Respekt vor abweichenden Meinungen, Achtung von ausgeprägter Individualität, Aufgeschlossenheit für unorthodoxe Ideen sowie Offenheit für unbekannte Kulturen. Das Ganze kommuniziert und kritisch analysiert von ebenso unabhängigen wie kenntnisreichen Journalisten, die bei unanständigen Interventionen darauf verweisen können, dass das Leitmedium seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht bloß in der Nische, sondern auch im Hauptabendprogramm erfüllt.
Das wäre ein guter Anfang.“
Oliver Lehmann ist unter anderem Vorsitzender des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen und organisiert den Wiener Ball der Wissenschaften