Heute Vormittag habe ich in meiner Funktion als Vorsitzender des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen gemeinsam mit meinem Kollegen Christian Müller den Archäologen Wolfgang Neubauer als Wissenschaftler des Jahres 2015 präsentiert (siehe Bild/Foto: R. Ferrigato). Der Klub der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen würdigte mit der Auszeichnung vor allem die Vermittlungsarbeit des Leiters des Ludwig Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie. Bei der Präsentation im Presseclub Concordia habe ich Neubauer mit diesem Text vorgestellt:
„’Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte‘ – so könnte man sehr oberflächlich Neubauers Arbeit als Archäologe beschreiben. Doch bei der Archäologie geht es ja ursprünglich darum, die Oberfläche zu durchdringen und in die Tiefe vorzustoßen. Neubauers Arbeit aber scheint dieser Annahme zu widersprechen, weil er mit hochmodernen naturwissenschaftlichen Mitteln Bilder der Vergangenheit entwirft, eben ohne die Oberfläche physisch zu durchdringen. Damit illustriert die Arbeit von Neubauer und seinem Team vom Ludwig Boltzmann-Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie einen Paradigmenwandel in der Archäologie. Das Bild ersetzt dabei die 1000 Worte nicht; vielmehr regt das Bild erst dazu an, Worte über ein bestimmtes Gelände, eine Region, eine Kultur zu finden und dann zu verlieren.
Dass sich diese Art der Archäologie besonders für eine öffentlichkeitswirksame Nutzung anwenden lässt, sei nicht verschwiegen und schon gar nicht als Vorwurf angemerkt. Allein in diesem Jahr haben Neubauer und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Arbeiten in Stonehenge in einem besonderen Ausmaß die mediale Aufmerksamkeit von der lokalen U-Bahnzeitung bis hin zur New York Times erregt. Neubauer hat damit nicht nur seinem Fach einen großen Dienst erwiesen, sondern auch dem Forschungsstandort Österreich. Unter solchen Bedingungen besteht die Herausforderung für Neubauer wohl darin, die Wissenschaft hinter den Bildern, die Analyse hinter der Sensation, die Arbeit hinter den Schlagzeilen zu verdeutlichen. Die Mitglieder des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen sind der Ansicht, dass Neubauer diese Aufgabe hervorragend und beispielgebend erfüllt hat und haben ihn deswegen zum Wissenschaftler des Jahres 2015 gewählt.“
Mehr über Neubauer und die Verleihung inklusive einer Fotogalerie finden sich auf der Homepage des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen.