Sabine Hauswirth macht hervorragende Porträts. Sie bringt ihre Modelle dazu, sich vermeintlich unverstellt darzustellen. Die Ehrlichen werden dementsprechend wahrhaftig porträtiert. Und die Lügner decouvrieren sich selbst. Seit einiger Zeit stellt sich Hauswirth in den Dienst einer guten Sache und bittet Menschen von mehr oder minderer Prominenz sich neben Harri Stojka zu stellen und mit dem Ausnahme-Gitarristen zu bekennen: „Ich bin gegen das Wort Zigeuner“. Harri Stojka hat – wie sein Volk – eine lange Geschichte, die er erst mit der Zeit begonnen hat anzunehmen und auch musikalisch aufzuarbeiten. Hauswirths Bilder von ihm zeigen einen von den Ehrlichen.
Ihre gemeinsam konzipierte Bilderserie überzeugt aus mehreren Gründen:
- Die gemeinsam mit Stojka abgebildeten Menschen solidarisieren sich mit seinem Anliegen und dem so lange marginalisierten Volk der Roma.
- Die Bilder sind frei von jeder Wehleidigkeit; sie schmiegen sich nicht ein, sondern fordern Respekt – für die Person des Harri Stojka, aber vor allem für sein Anliegen.
- Und: Die Bilder ironisieren die Wohltätigkeitsfloskeln prominenter Menschen, die mit ihrer Zurschaustellung üblicherweise ein Gegengeschäft eingehen: Ein soziales Anliegen dient als mediales Vehikel für eine zusätzliche Wahrnehmung des prominenten Menschen, der im Gegenzug seine Prominenz für die Wahrnehmung des Anliegens anbietet. Ein Tauschhandel von begrenzter Glaubwürdigkeit – was dem Prominenten egal sein kann, den Anliegen (und seinen Proponenten) hingegen nicht. Hauswirths Bilder aber verweigern sich diesem Ablaßhandel der Selbstgefälligkeit.
Ich wurde dieser Tage im k.u.k. Post- und Telegraphenamt am Rande der Wiener Innenstadt mit Stojka fotografiert. Ein enormer Bau, der aus der Zeit gefallen scheint, mit einer ungesicherten Zukunft. Die Analogie zum Schicksal der Roma liegt nahe.