Gestern hatte ich das Vergnügen auf Einladung des Czernin Verlags „Die Akte U“ im Budgetsaal des Parlaments vorzustellen. Die grüne Nationalratsabgeordnete Gabriela Moser schildert in ihrem Buch ihre im Jahr 2000 begonnenen Recherchen zum Verkauf der staatseigenen BUWOG-Wohnungen bis zum Untersuchungsausschuss zur Klärung von Korruptionsvorwürfen, der vom Oktober 2011 bis Oktober 2012 illegale Parteienfinanzierungen und den Mißbrauch öffentlicher Güter untersuchte. Der Verlauf ist dank ausführlicher Medienberichte an sich bekannt. Die Lektüre lohnt aber, weil Moser – mit Hilfe der Redakteurin der Wiener Zeitung, Katharina Schmidt, und umsichtig lektoriert von Barbara Blaha – eine nachvollziehbare Zusammenschau liefert, die in der Übersicht die Dimensionen des Schlaucherltums erst sichtbar machen. So verblüffend amüsant die legendären, im Audimax verlesenen Tonbandprotokolle von Grasser, Plech und Meischberger („Wo woar mei Leistung?“) auch sein mögen, ihre Sprengkraft wird eben erst im Kontext der Absprachen und Schiebereien deutlich. Der zweite Grund für die Empfehlung: Moser beschreibt diese sich über Jahre ziehende Recherche in völlig uneitler Manier. Andere Politiker hätten kaum der Versuchung widerstanden, eine Heldensaga zu verfassen. Die wenigen Einblicke, die Moser in ihre Gemütslage gestattet, betreffen einen durch Geistesabwesenheit verursachten Fahrradunfall mit darauf folgender Knieoperation und die flächendeckende Entzündung eines Adventkranzes. Das mag zwar ein bisserl fad sein, ist aber allemal glaubwürdig und überzeugend.
„Die Akte U – Das Protokoll des Untersuchungsausschusses“ von Gabriela Moser und Katharina Schmidt, Czernin Verlag, 160 Seiten, € 19,90