Unter den Haustieren hat das Huhn nicht ein Mal einen schlechten Ruf: es hat gar kein Renommee, außer vielleicht der Zuschreibung „dumm“, die möglicherweise als Legitimation der ekelerregenden Zucht in großindustriellem Maßstab dient. Wer den vorliegenden Band zur Hand nimmt, wird ob seiner bisherigen Kenntnislosigkeit Abbitte leisten und fortan das Huhn ehren. Bei dem Buch handelt sich um eine enorm profunde Kultur- und Naturgeschichte dieses Kompagnons der menschlichen Zivilisation, durchsetzt mit kleinen Informationskörnern, die man gerne herauspickt, etwa dass das Huhn mit jährlich 19 Milliarden schlüpfenden Küken die größte Population aller Vogelarten darstellt. Stilsicher gestaltet informieren die Autoren über Evolution, Verbreitungsgebiet, soziale Aktivität, Vermehrung sowie Gelege und geben Tipps für den Hühnerstall im eigenen Garten. Ganz fabelhaft ist der Anhang, in dem besonders prägnante Rassen wie der Jersey Giant, der Paduaner mit seiner absurden Federkrone und der Indische Kämpfer vorgestellt werden. Die Herkunft des „stolzen Gockels“ erklärt sich da wie von selbst. Ein Buch wie das Gelbe vom Ei.
„Das Huhn. Geschichte. Biologie, Rassen“ von Joseph Barker (Hrsg.), übersetzt von Susanne Schmidt-Wussow. Haupt, 224 Seiten, € 30,80