Auch in den kläglichsten Phasen der jüngeren Kärntner Landesgeschichte gab es ein paar widerborstige Menschen, die um die multikulturellen Potenziale der Region wussten und sie entsprechend vermittelten. Gerhard Pilgrim ist so einer dieser Widerständler, unterstützt vom Drava Verlag in Klagenfurt/Celovec. Mit „Kärnten. Unten durch“ hat das Autorenteam rund um Pilgram 2001 einen, leider noch immer vergriffenen Klassiker vorgelegt, der eine andere Geschichte erzählt, als jene, die von der regierenden Dumm- und Bosheit gewünscht war. Mit „Die letzten Täler“ überschritt das Team die Grenze hinein ins Friaul. Mit „Tiefer gehen“ wandern Pilgram und seine Kollegen nun schon in der zweiten Auflage auf 30 Routen durch den Karst hinunter an die Küste. Auch dieser Band lebt von der enormen Kenntnis der Geschichte und des Alltags, der Hochkultur und der Wirtshäuser, die sich nicht durch Zweitlektüre, sondern nur durch Erfahrung aus erster Hand in den 100 beschriebenen Orten erwerben lässt.
Deutlich wird, dass Karst und Küste den Autoren eine terra cognita sind. Außerordentlich detaillierte Wegbeschreibungen helfen dort weiter, wo die Markierung der Wege nicht eindeutig ist. Und neben den prominenten Orten wie dem Zirknitzer See, den Grotten von Skocjan oder dem Schloß Duino bei Triest gönnen die Autoren auch den abgelegenen Gegenden ihr Augenmerk. Mittleres Wermutsstamperl: Der schleißig geleimte Buchrücken wird kaum mehr als eine Wanderung überstehen.
„Tiefer gehen. Wandern und Einkehren im Karst und an der Küste“ von G. Pilgram, W. Berger, W. Koroschitz, 544 Seiten, € 29,80