Expeditionen vor der Haustür galten seit der ersten Ausgabe als Markenzeichen des Universum Magazins. Mitte der 1990er Jahre waren Gegenden wie der Rothwald zwischen Ötscher und Hochkar oder das Thayatal bei Hardegg einer größeren Öffentlichkeit noch unbekannt. Dass immer mehr Menschen inzwischen der Wert dieser Refugien bewusst ist (und die Politik dieser Erkenntnis etwa in Form von Nationalparkgründungen folgt), haben wir Autoren wie Matthias Schickhofer zu verdanken. Der Umweltaktivist hat sein umfassendes Wissen von den ökologischen Zusammenhängen nicht nur in Form von Kampagnenstrategien bei Greenpeace umgesetzt, sondern auch als kenntnisreiche Reportagen in diesem Magazin veröffentlicht. Der vorliegende Band wird also regelmäßige Leserinnen und Leser nicht unvorbereitet treffen – aber trotzdem verblüffen. Schickhofer präsentiert die Urwälder Österreichs in einer beeindruckenden Zusammenschau, die einen staunen lässt ob der Vielfalt, der Pracht und manchmal der schieren Existenz. Zu den inzwischen gut dokumentierten Exempeln fügt er so unbekannte Rückzugsgebiete wie abgeschiedene Täler in den Salzburger Kalkalpen und in den Karawanken, in die kein Weg führt: „Felswände, Wasserfälle, und steile Waldhänge verwehren den Zutritt.“ Wo diese verlorenen Welten wie aus dem Fantasy-Spiel für die Playstation liegen, verrät Schickhofer nicht: Statt die verhältnismäßige Unversehrtheit dieser Restbestände an Urtümlichkeit der touristischen Gier nach der Novität zu opfern, empfiehlt Schickhofer stattdessen gut ausgewählte Touren, die allemal aufregend und informativ genug sind, um sich einen Eindruck von der erstaunlichen Vielfalt und Widerstandskraft der heimischen Natur zu machen. Ein bemerkenswerter, hoch informativer Band, dessen exzellenter Gesamteindruck auch nicht von dem völlig belanglosen Nachwort des Umweltministers beeinträchtigt wird.
„Urwald in Österreich. Die letzten Wildparadiese“ von Matthias Schickhofer, Brandstätter Verlag, 144 Seiten, € 29,90