Die Verlockung kennt jeder: Einmal Aussteigen und sei es nur auf Zeit. Iris Hammelmann hat den Schritt 2011 gewagt und ist mit einem äußerst lesenswerten und hübschen Buch zurückgekommen. Statt auf die vordergründige Auflistung von mehr oder weniger prominenten beziehungsweise freiwilligen Aussteigern zu setzen hat sie die Exponenten in fünf Kapitel klug gegliedert. Die Autorin begleitet sie auf der Suche nach dem religiösen Paradies, nach dem Sinn in der Form neuer Lebensentwürfe, nach Utopia, nach dem Ausweg aus finanzieller und ökologischer Not sowie nach Alternativen fernab der Konsumgesellschaft. Daraus ergibt sich wie von selbst ein ganz famoses Panoptikum in dem Säulenheilige, Franz von Assisi, Sokrates und Bobby Fischer ebenso ihren Platz haben wie die Wandervogelbewegung und die Hippies, Astronauten, Howard Hughes und Brigitte Bardot. Die Lektüre ermutigt zu der Kultivierung eigener blühender Phantasien, regt aber auch zu dem Gedankengang an, dass so mancher Aussteiger nicht nur sich, sondern auch der ihn bis dahin umgebenden Gesellschaft einen richtig großen Gefallen gemacht hat, als er die Abzweigung ins Abseits nahm.
„Haltet die Welt an! Von Aussteigern und Einsiedlern” von Iris Hammelmann, Gerstenberg Verlag, 192 Seiten, € 25,70