Der Zoo hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt. War er lange in der Nähe der Jahrmarktsattraktionen angesiedelt (der Standort der Hamburger Familie Hagenbeck war zu Beginn die verruchte Reeperbahn, bevor der legendäre Tiergarten ins weitläufige Eimsbüttel übersiedelte), ist der moderne Zoo von heute ökologische Vermittlungseinrichtung und Gendatenbank für gefährdete Tierarten unter freiem Himmel. Dass es auch andere Ansammlungen von Tieren unter der Obhut des Menschen gibt, davon erzählt dieses famose Büchlein des Wiener Kulturtheoretikers Ernst Strouhal und des Zeichen-Duos Dasha Zaichenko und Lukas Novak, das damit einen Wettbewerb auf der Angewandten gewann. Der „Zoo der imaginären Tiere“ versammelt unter anderem Picassos Hahn, den Affen Rotpeter in Kafkas „Bericht an eine Akademie“, die Schubertsche Forelle und Schweinchen Babe. Es streunen nämlich jede Menge Tiere durch die Literatur- und Kunstgeschichte. Von den Felszeichnungen der Steinzeit bis zur Performancekunst des 20. Jahrhunderts haben Tiere die Imagination von Künstlern und Künstlerinnen immer wieder in Gang gebracht. In diesem Falle vereinigen sich die Objekte der Beschreibung mit der Methode der Beschreibung, sind doch die Tiere auf einem Leporello versammelt, der an das Motiv des Zoos mit seinen Mauern verweist. Eine kluge Auseinandersetzung zum Verhältnis zwischen Mensch und Tier – und der Kunst.
„Zoo der imaginären Tiere“ von Ernst Strouhal und Zeichnungen von Dasha Zaichenko und Lukas Novak, Christian Brandstätter Verlag, Leporello, € 35,-
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