Das Wesen von Märchen besteht ja darin, grundlegende Themen und Traumata zu variieren, ohne dabei allzu weit von der Originalfassung abzuweichen. Karen Duve hat in ihrem Band fünf Märchen neu interpretiert, die allesamt haarscharf an dieser Grenze entlangwandeln, ohne endgültig abzustürzen. Dabei sind die Abgründe, die Duve da auftut, wahrlich bizarr: Wie kann es sein, dass eine wichtige Fee von einer Taufe ausgeladen wird, nur weil nicht genügend Teller vorhanden sind? Was macht man eigentlich, wenn man nach einem hundertjährigen Schlaf unter Zentimeter dicken Staubschichten aufwacht? Und wie hält sich ein Prinz fit, der hundert Jahre warten muss, bis er seine Prinzessin wachküssen kann? Vielleicht nicht das richtige Buch, um es Kindern beim Einschlafen vorzulesen. Aber Erwachsene werden ihren Spaß dran haben.
„Grrrimm“ von Karen Duve, Galiani Berlin, 152 Seiten, € 20,60
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