Nein, liebe Kinder, der Weihnachtsmann ist keine Erfindung der Marketing-Abteilung von Coca Cola, ebenso wenig wie alle Kühe lila sind. Knecht Ruprecht – so einer seiner Tarnnamen– ist ein wenig aus der Mode geraten, weil man ältere Männer in eigenartigen Kostümen nicht mehr gedankenlos mit der Erfüllung von Kinderwünschen betraut. Da kommt dieses Buch von Thomas Hauschild gerade recht. Mit ethnologischem, kulturhistorischem und religionswissenschaftlichem Rüstzeug ausgestattet, begibt er sich auf die Spurensuche nach den Kufenabdrücken von Santa Claus, was ihn unter anderem nach Zentralasien führt. Dort lassen sich ganz verblüffende Parallelen zwischen dem Mann in Rot und mongolischen Schamanen ausmachen, die mit Hilfe von selbstgebrauten Heißgetränken aus Pflanzengiften in der dunklen Jahreszeit die Schranken zwischen Realität und Traumwelt souverän überwinden. Genau die Person, der man seine Kinder anvertrauen würde, um die Weihnachtseinkäufe zu machen. Das Buch zur Saison.
„Weihnachtsmann. Die wahre Geschichte“ von Thomas Hauschild, S. Fischer, 384 Seiten, € 20,60
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