Ja, es gibt sie noch die gebackenen Champignons mit Sauce Tata (sic!), serviert mit Schweineschmalz-triefender Herablassung. Da schmückt sich das Land als Feinkostenladen Europas und dabei ist die Gastronomie (Ausnahmen wie die Familie Wrenkh bestätigen die Regel) noch immer weder willens noch im Stande eine Kollektion an vegetarischen Klassikern zu kreieren, die die zweifellos vorhandene Qualität hiesiger Feldfrüchte zur Geltung kommen lassen.
Die übliche Ausrede, es mangle an Rezepten, die den gängigen Geschmackserwartungen entgegenkämen und nicht nur aktiv verdauenden Hülsenfruchtfreunden schmeckten, gilt ab sofort nicht mehr. Denn der vorliegende Band „Österreich vegetarisch“ hat das Zeug zum Klassiker wie einst der „Plachutta“. Dem gastrosophisch beschlagenen Autorenpaar ist für ein Handbuch zu danken, das denkbar schlüssig strukturiert ist: Jeder Jahreszeit werden saisonal entsprechende Gewächse zugedacht – und zwar in der kompletten Menüabfolge. Die Rezepte sind durchaus anspruchsvoll (eben erfolgreich nachgekocht: Erdäpfelroulade mit Linsen auf Kürbisragout), ohne dabei einen halbwegs geübten Koch zu überfordern. Höchst ansehnlich von Thomas Apolt fotografiert, mit drei Lesebändchen und einem starken Buchrücken für den Alltagsgebrauch ausgestattet und als Zuwaage mit einem hübschen Poster versehen, gehört dieser Band in jedes Küchenregal, gleich neben die Steak-Rezepte.
„Österreich vegetarisch“ von Katharina Seiser und Meinrad Neunkirchner, CBV, 272 Seiten, € 34,90
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