Eigentlich ganz einfach: Ein kurzes und ein langes Signal – maximal in Vierer-Gruppen angeordnet – reichen aus, um das Alphabet binär darzustellen. Der Erfinder dieses Systems war auch dessen Namenspate: Samuel Finley Morse begründete Anfang des 19. Jahrhunderts die moderne Kommunikation. Und wenn wir heute ein schnelles SMS schicken, um eine Verspätung anzukündigen, dann beruht die Nachricht auf der selben Technik wie das verzweifelte SOS eines untergehenden Dampfers auf dem Atlantik. Margit Knapp erzählt diese famosen Zusammenhänge trocken, ja fast beiläufig. Das ist deswegen angemessen und völlig ausreichend, weil sich selten genug in der Geschichte der Beginn einer umwälzenden Entwicklung so exakt ausmachen lässt wie im Falle der Erfindung des Morse-Alphabets. Die Folgen waren enorm: War die Übermittlung einer Nachricht bis dahin an das entsprechende Transportmittel gebunden, eilte die Nachricht nun mit der Geschwindigkeit des elektrischen Impulses durch das Tiefseekabel über den Atlantik. Die Welt rückte zusammen, die Globalisierung hatte begonnen – und zwar unwiderruflich.
„Die Überwindung der Langsamkeit“ von Margit Knapp, mare Verlag, 190 Seiten, Euro 20,50
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