Rudi Palla ist ein Spezialist für die Bergung und Aufbereitung verschütteter Kulturschätze. Diesmal sind es keine verschwundenen Berufe, die er uns in Erinnerung ruft, sondern der Entdeckergeist der Donaumonarchie – mangels historischer und geopolitischer Möglichkeiten frei von kolonialen Ambitionen. Von 1884 bis 1886 segelte die Korvette „Saida“, das letzte vom Stapel gelaufene Segelschiff der k. k. Kriegsmarine, um die halbe Welt, einerseits, um künftige Marineoffiziere auszubilden, andererseits, um handelspolitische und konsularische Interessen zu verfolgen. Palla zeichnet anhand der bislang unveröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen des Kommandanten Heinrich Fayenz den Alltag auf dem Schiff und bei den Landgängen nach. Die Fahrt ging von Europa nach Südamerika, Südafrika, Australien, Neuseeland, Ozeanien, Indonesien, Ceylon und durch den Suezkanal zurück: 284 Tage auf See und 204 Tage in Häfen, sorgfältig dokumentiert durch grandiose Fotografien, die der verdienstvolle Verleger Christian Brandstätter gesichert hat. Das Dokument einer Epoche, als sich Österreich noch für Regionen jenseits des Grießnockerlsuppentellerrandes interessierte.
„Saida“ von Rudi Palla, Christian Brandstätter Verlag, 128 Seiten, Euro 39,90
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