Kein Organ ist in den letzten 50 Jahren so intensiv erforscht worden wie das Gehirn. Das hängt grob gesagt mit zwei auf den ersten Blick widersprüchlichen Motiven zusammen: Neurologen und PsychiaterInnen können dank der ständig weiter entwickelten Diagnose- und Visualisierungsmethoden immer exaktere Einblicke in das agierende Gehirn nehmen. Aber letztlich dienen all diese extrem aufwendigen Methoden der Beantwortung der einen, uralten Frage: Was ist der Geist, der den Menschen von der – zum Beispiel – Meeresschnecke unterscheidet, anhand der Eric Kandel den Lernprozess zum ersten Mal sichtbar gemacht hat? Antonio Damasio gelingt es in seinem neuen famosen Buch, diese beiden Motive zu vereinen, und zwar weil er einer der bedeutendsten Neurowissenschaftler der Gegenwart ist und gleichzeitig nachvollziehbar über sein Forschungsfeld schreiben kann. In seinem aktuellen Werk widmet er sich der zentralen Frage: Wie entsteht Bewusstsein? Mit seiner Antwort erklärt Damasio, wie der Mensch zum selbstbewussten Wesen wurde und dabei Fähigkeiten wie Sprache, Kreativität und Moral entwickelte.
„Selbst ist der Mensch“ von Antonio Damasio, Siedler Verlag, 368 Seiten, Euro 25,70
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