Ernst Molden hat vor ein paar Tagen im Rabenhof seine neue CD “es lem” vorgestellt; und seine übernächste (“weidafoan”) gleich dazu, doch davon später mehr. Der Reihe nach: “es lem”also zeichnet sich erstmal durch das bislang schönste Cover seiner bisherigen CDs aus, das Mauthner-Wasser (nehme ich einmal an) schmückt den erfahrenen Terrianer Molden ganz ausgezeichnet. Texte und Musiken sind von umfassender Gelassenheit bei honetter Akkuratesse; die Verschriftlichung seiner auf Wienerisch verfassten Texte darf sich mit Artmanns Phonemgebilden messen. Vor allem aber: Molden ist ein Ana-Chronist. Seine journalistisch und naturkundlich geschulte Beobachtungsgabe ermöglicht enorm präzise Vignetten wie “Schlochdhausgossn”. Doch die von ihm angewandte Sprache spricht kein Wiener unter 30 Jahren. Entweder weil RTLORFProSiebenMTV den allfälligen Akzent bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen haben. Oder weil jene, die sich noch stolz des Dialekts bedienen, ihn – um ihre endgültige Vereinnahmung von und durch Wien zu dokumentieren – mit Wendungen und Pointen ihrer Mutter- und Großmuttersprachen angereichert haben. Moldens Wienerisch aber ist anachronistisch, eine Kunstsprache nicht mehr ganz aus dieser Zeit, und damit auf dem Weg zur Zeitlosigkeit.
“es lem“, Ernst Molden + Band, Monkey Music